Mund zu voll genommen? Fahrtkosten zurück?

[Rene E]

Das Thema geistert schon einige Zeit durch die Oldtimerszene: Irgendjemand hat Urlaub genommen und fährt mit einem gemieteten Anhänger oder für viel Geld mit der Bahn und einem Kurzzeitkennzeichen in der Tasche durch die halbe Republik. Der vermeintlich gute Wagen erweist sich dann als allerschlimmste Grotte, weil der Verkäufer den Mund viel zu voll genommen hat. Der potentielle Käufer zieht wütend ab und bleibt auf bis zu 500.- Kosten sitzen. Gibt es schon ein Musterurteil um solchen Geschichtenerzählern einen vor den Bug zu schießen? Ich stehe im Moment vor dem Problem, daß ich unbedingt einen Barkas will, die aber alle in der KBZ (kapitalistische Besatzungszone) angeboten werden. Das sind von mir aus mindestens 450 km. Ich hab mir bisher erst einen (im Westen) angesehen und bin mit der Zustandsbeschreibung auch als beschissen worden. Die kleine Durchrostung am Einsteig war ein quasi nicht mehr vorhandener Schweller. Und die leichte Beule in der Tür, "weil meine Frau mit dem Wagen gefahren ist" bedeutete das die GANZE Seite verbeult war. Das war diesmal nur eine Tankfüllung die ich in den Sand gesetzt habe. Aber ich hätte gerne etwas in der Hand (außer einem Baseballschläger) wenn ich nach 9 stündiger Bahnfahrt mitten in Meck-Pomm vor einem Schrotthaufen stehe und auf der Rückfahrt (natürlich mit der Bahn) wegen meiner langen Harre auch noch Stress mit der Haar- und Hirnlosen Dorfjugend kriege.[Diese Nachricht wurde von Rene E am 28. Januar 2002 editiert.]

[Old Cadillac]

Hi Rene.Ja, ist immer eine ärgerliche Sache wenn jemand solche Stories abzieht. Wenn ich ein Auto verkaufen will, dann erzähle ich das was ich vom Auto weiß. Vor- wie Nachteile. Mag sein, daß dadurch Leute erst gar nicht kommen, weil ich mal wieder übertrieben habe was evtl. Nachteile angeht (was ich als Nachteil ansehe kann manchen anderen gar nicht jucken) aber ich persönlich habe überhaupt gar keine Lust auf Ärger bei der Besichtigung.Wie auch immer, ich meine es gab da mal ein Urteil wo das aufgewendete Geld zurückgezahlt werden musste. Genauer weiß ich es leider nicht. Nur so viel: Du mußt es dem jenigen auch beweisen können, daß er maßlos übertrieben hat. Bedeutet : Wenn Du den Wagen alleine gesehen hast, hast Du zunächst keinen Zeugen. Bei der Beschreibung am Telefon müsste schon jemand dabei gewesen sein, der die Angaben vom Anbieter bezeugen kann. Oder was schriftliches. Sonst ist sowas immer problematisch nachzuweisen.Wenn ich mich recht entsinne hatte wir hier im Forum so ein Thema schon mal. Benutze doch mal die Suchfunktion.Thomas

[RA-Wilke]

Hallo Rene,wenn Du für eine Besichtigung von weit her anreist und Dein Wunschauto nichts mit dem zu tun hat, was Dir vom Verkäufer erzählt wurde, hast Du natürlich einen Anspruch auf Ersatz Deiner Aufwendungen (in der Regel Fahrtkosten, nur in Ausnahmefällen werden Verpflegungskosten oder der vergeudete Urlaub ersetzt).In der Praxis gibt es dabei aber zwei Probleme: Du mußt nachweisen, dass der tatsächliche vom beschriebenen Zustand deutlich abweicht. Wer sein Auto also als "Zustand 1" anpreist, muß Deine Fahrtkosten schon bei leichtesten Lackfehlern oder Unebenheiten in den Chromteilen zahlen. Schwierig wird es bei solch ungenauen Beschreibungen wie "schön", "ordentlich" oder "guter Allgemeinzustand". Für viele Leute ist eben auch Zustand 4 immer noch ordentlich, am sichersten ist es deshalb, eine schriftliche Zustandsbeschreibung zu haben und bei der Besichtigung noch einen Zeugen mitzunehmen.Nächstes Problem: Die Kosten der Rechtsverfolgung sind meistens höher als die Aufwendungen. Selbst wenn Du "nur" 100 Euro an Benzinkosten hingelegt hast, bist Du das Geld nach dem ersten Anwaltsbesuch relativ schnell wieder los. So richtig Rabatz zu machen lohnt sich also nur bei höheren Summen, ansonsten solltest Du versuchen, Dich mit dem Verkäufer gütlich zu einigen. Manchmal hilft auch der dezente Hinweis, von diesem Erlebnis in der Oldtimerszene zu berichten.

[Meissner]

So was hab ich am WE auch leider wieder erlebt. Peugeot 404 injection. Hier inseriert. 66 TKM Zust. 2-3.Bei der Besichtigung bin allenfalls auf 3- bis 4 gekommen. Die Zustanddefinitionen sind ja bekannt. Miserable geschweißte Kotflügel, die Schweißpunkte waren noch zu sehen, aber sehr gut nachlackiert, betreffend des Glanzes und der Oberfläche, dafür Farbunterschied. Federbeindome und Quertraverse vorn und hinten und hintere Wagenheberaufnahme in 80er Jahre Tankstellen-Qualität geschweißt. Kofferraumboden unter rechtem Rücklicht durchgerostet. Schiebedachhimmel eingerissen. Reifen 21 Jahre alt. Lief nicht, kein Saft mehr auf der Batterie. Sonst war die Basis gut und schön original, schöne originale Lederausstattung. aber "verschlimmbessert".Nix für mich ! Wenn ich nicht noch andere Termine in Bayern gehabt hätte, dann hätt' ich mir die Reise von 550 KM (eine Strecke) auch bezahlen lassen. Ich verstehe die Leute auch nicht, wenn es ordentlich gemacht würde, könnte mann ja noch 2-3 Tausend Mark mehr bekommen. Oder ich muss so pfuschen, dass man es nicht sieht. Frank

[FrankR]

Dieses Problem kenne ich auch! Normalerweise müsste man sich erstmal Bilder (aussen und innen) per e-mail zukommen lassen, um überhaupt einen ersten Eindruck zu bekommen.Vor 2 Wochen wollte ich mir einen günstigen Alltagswagen zulegen. Unter mobile.de folgender O-Text: Audi 80, Rentnerwagen, 100000 km, sehr gepflegt. Am Telefon dann: alles toll, ausser eine winzige Beule am Heck, Wagen vom Opa.Der Wagen war dann schliesslich die größte Gurke, die ich gesehen habe: aufgeschlitzte Polster, Motor lief unrund, Riesenbeule am Heck, Getriebe machte Geräusche, 4! verschiedene Felgen von VW-Modellen, abgefahrene Reifen, der junge Herr hatte die Papiere entweder bei seinen Eltern, der Schwester oder dem Onkel, auf jeden Fall nicht da, und im Garten zwei Audi 80 Schlachtfahrzeuge. Dafür habe ich zum Glücknur 3 Stunden und 200 km verschwendet. Dem Knaben habe ich dann nur noch den Kopf gewaschen. Und Tschüss!Gruss Frank

[Rene E]

Der Streitwert ist zu niedrig?Der Einwand ist schon richtig. Andererseits wird in diesem Land auch wegen Knallerbsensträuchern in Maschendrahtzäunen ein gerichtlicher Aufstand gemacht. Es müßte mal ein Musterurteil als Initialzündung gefällt werden. Wenn das dann in der Oldtimer-Markt steht wird das einige "Teppichhändler" und "Maulhelden" bestimmt abschrecken. Ich denke es könnte genausogut klappen wie damals mit den Zustandsnoten. Vor über 10 Jahren hat mir das Musterurteil zur Zustandsnote meine Ersparnisse gerettet, als man mir einen richtigen Blender angedreht hatte. Ich hab den Verkäufer noch beim Abholen des Wagens überredet die Zustandsnote (2-) in den Kaufvertrag zu schreiben. Als ich nach einigen Tagen die festgeklebten Teppiche abgerissen habe und feststellte, das die die einzigen tragenden Teile am Wagen waren, bin ich zum Anwalt gegangen und habe recht bekommen. Ein paar Wochen früher und das Argument "gekauft wie besehen" und "Rost ist bei einem alten Wagen normal" hätte gezogen und 4000.- wären im A... gewesen.Wäre denn eine Zustandsbeschreibung per email überhaupt im rechtlichen Sinne "schriftlich"?[Diese Nachricht wurde von Rene E am 28. Januar 2002 editiert.][Diese Nachricht wurde von Rene E am 28. Januar 2002 editiert.]

[Nobbi]

Hallo Rene,die www.barkas.de Seite kennst Du offensichtlich schon. Oder da postet ein Namensvetter.Vor rund einem Jahr bin ich zufaellig bei einem Autohaendler in Dresden vorbeigerollt, der sich wohl ein bisschen auf Barkas spezialisiert hatte. Da stand min. ein halbes Dutzend auf dem Gelaende. Da geschlossen war, konnte ich sie nur aus ca. 2m Distanz begutachten. Machten aber einen guten Eindruck. Wenn du Interesse hast, koennte ich mal nach der Tel.no. stoebern. Kann aber nicht versprechen, sie noch zu finden. Die Adresse bekomme ich aber noch hin.Gruesse

[Eintopf]

Willkommen im Club!Meine Erfahrung hierzu: /images/Forum5/HTML/000285.html Ich würde es ebenfalls sehr begrüßen, wenn es diesen Typen an den Kragen ginge. Fortsetzung meiner Geschichte:Ich habe, nachdem ich mich dann etwas abgekühlt hatte, doch bisher noch nichts unternommen, da ich momentan mehr zu errledigen habe, als ich leisten kann, und deshalb weiteren Stress meide. Aber eigentlich ärgere ich mich jetzt über mich selbst, daß ich nicht "durchgezogen" habe Sei Dir meines Mitgefühls sicher!Peter

[Rene E]

Noch mal Glück gehabt! Nach langem Bitten bekam ich heute Bilder von einem 1963er Barkas, "Oldtimer in Top-Zustand" zu einem Top-Preis der 460 km weit weg gewesen wäre. Hier meine Antwort an den Herrn:"Danke für die Bilder. Ich muß allerdings sagen, daß ich von dem Zustand des Wagens einigermaßen enttäuscht bin. Ich habe Sie ausdrücklich nach dem Originalzustand gefragt und sie haben nicht erwähnt das der Wagen ein Armaturenbrett von nach 1985 erhalten hat, das zudem noch laienhaft und chaotisch verdrahtet ist. Sowieso erscheint mir der Wagen ein "Neuaufbau" aus Ende der 70er / 80er Jahre zu sein. Spezifikationen für einen Barkas von 1963 kann ich keine erkennen! Damit wäre der Barkas nicht H-Kennzeichen fähig und der Vorteil der Steuerersparnis bei einem alten Baujahr fällt damit weg. Der Wagen hat rundherum Kantenrost und der Lack ist matt. Einen Preis von 1100 EUR halte ich für sehr übertrieben. Unter der Voraussetzung daß der Wagen nicht durchgerostet ist und sich vor Ort nicht noch weitere Probleme offenbaren, wäre ich maximal bereit 500 EUR zu geben. Da Sie ja bisher keinen Käufer gefunden haben, was ich bei diesem Zustand auch verstehen kann, können Sie sich dieses Angebot mal überlegen. Wenn Sie damit einverstanden sind, möchte ich Sie bitten mir eine schriftliche Zustandsbeschreibung zu senden, die wir dann auch vor Ort als Kaufvertrag benutzen können."[Diese Nachricht wurde von Rene E am 29. Januar 2002 editiert.]

[SiegfriedK]

HalloIch bin die letzten Wochen auch kreuz und quer durch die Nation gegeistert um einen BMW 2002 tii zu ergattern.Allein die Zustandsbeschreibungen lassen es idR zu, dem Anbieter eine Blindenbrille zu verordnen. Es wird lfd. regelrecht der Versuch unternommen einen zu besch....Ich habe vorab per email Fragebogen den Anbietern zugesandt, mit der Bitte um entsprechende Antwort und Bilder.Wurde anstandslos erledigt, aber wie, z.B. die Aussage "absolut rostfrei". Bei der Besichtigung 800 km entfernt wurde die B-Säule nur noch vom Lack gehalten etc. etc.Belege für Motorüberholungen wurden gezeigt, für Motoren die 100% noch nie eine Revision gesehen haben. Als Sammler hat man ja mehrere Wagen, also kein Problem Belege vorzuzeigen.Außerdem verstärkte sich bei mir sehr stark mein Eindruck, daß Händler über irgendwelche Privatpersonen anbieten.( 24 Monate Gewährleistung !!!)Mir sind Gott sei Dank keine Kosten entstanden, da ich beruflich diese Besichtigungen einplanen konnte. In zwei Fällen hätte ich aber keine Sekunde gezögert aufgrund der schriftlichen Zustandbeschreibung meine Kosten einzuklagen.Ihr seht in mir köchelt es immer noch .... es ist mir aber doch noch gelungen einen ehrenwerten Anbieter zu finden. Ihm habe ich ohne zu handeln den Wagen abgekauft !!!Siegfried[Diese Nachricht wurde von SiegfriedK am 29. Januar 2002 editiert.]