Journalisten als "Sprach-Prolls" statt Vorbilder?

Hurvinek · Beitrag von **Hurvinek** » Mi 18. Jul 2007, 15:16

Zitat:Original erstellt von vince158 am/um 18.07.07 14:05:49(...) Solange die meisten Urlauber noch nach "Mallorka" statt nach "Majorka" fliegen, ist mir die korrkete Aussprache eines südamerikanischen Regierungschefs in den Nachrichten ziemlich wurscht! Und ich glaube im Übrigen: ihm auch!(...)Mir nicht.Aber ich gehör' ja nicht zum "Plebs"..... dessen herausragende Eigenheiten unter anderem Ignoranz und Desinteresse an allem, was er nicht versteht, zu umfassen scheinen.Ich halte es schon für einen Unterschied, ob ein fremder Name in den Nachrichten falsch ausgesprochen wird oder ob irgendein Transferleistungs-Empfänger nach "Mallorka" will.....

citroeni · Beitrag von **citroeni** » Mi 18. Jul 2007, 15:21

ich dachte dir fahren einfach nur nach Malle.... ohne orka

arondeman · Beitrag von **arondeman** » Mi 18. Jul 2007, 15:26

Das Problem sitzt viel tiefer, Big Brother.Solange sich Nachrichtenredakteure und/oder -sprecher nicht entblöden, davon zu berichten, dass es im Libanon wieder einmal "Bombenanschläge mit vielen Toten in TRIPOLIS" gegeben hat, ist Hopfen und Malz verloren.

Josef Eckert · Beitrag von **Josef Eckert** » Mi 18. Jul 2007, 15:32

Ist doch egal. Die meisten Zuschauer denken doch sowieso TRIPOLIS ist da wo Superman lebt.

Rene E · Beitrag von **Rene E** » Mi 18. Jul 2007, 15:39

Zitat:Original erstellt von vince158 am/um 18.07.07 14:05:49Die typische, um übertriebene Korrektheit bemühte, Diskussion des gehobnen DOITSCHEN Bildungsbürgertums. Hä HÄ: Mein Arbeitskollege Leszek war mal auf Heimaturlaub und wurde da sehr umständlich von einem politisch korrekten Urlauberpaar nach dem Weg zu einer polnischen Stadt gefragt, deren Namen seit 1945 für uns Deutsche nur aus einer zufälligen Ansammlung von Konsonanten zu bestehen scheint. Er mußte dreimal nachfragen, was die eigentlich meinten.Dann verstand er und sagte "ach so Sie wollen nach &lteutscher Name bis 45>! Ja, immer geradeaus 2. Kreuzung links und dann 10 km"Das war denen echt peinlich daß er den deutschen Namen benutzt hat, und das obwohl die den Eindruck machten, als wollten sie mal nachsehen wo ihre Eltern eigentlich herkommen.

arondeman · Beitrag von **arondeman** » Mi 18. Jul 2007, 15:47

René, vielleicht waren diese politisch Korrekten ja "von driebn" (soll heißen: ex-DDR)? Dort haben sie es ja z.B. mit der schulischen Muttermilch reingesogen, dass die heldenhafte ruhmreiche Sowjetarmee Anfang 45 z.B. die U-Boot-Werften in SWINOUJSCIE bombardiert hat etc. etc. (Mit dem Auffinden dieses Ortsnamens in einem Atlas aus der Zeit des Deutschen Reiches täte ich mich ein bisschen schwer, glaube ich, aber Hauptsache Geschichtsklitterung! )Und natürlich fuhr auch ein DDR-deutscher Urlauber "ofiziell" nur in die VYSOCKE TATRY! Das prägt vielleicht schon ... Beitrag geändert:18.07.07 15:51:30

Josef Eckert · Beitrag von **Josef Eckert** » Mi 18. Jul 2007, 15:48

Rene,meinst Du jetzt Wroclaw oder Szczecin?

1300VC · Beitrag von **1300VC** » Mi 18. Jul 2007, 15:55

...Breslau ist doch noch einfach.......vielleicht meint er aber Świnoujście Oder die Gegend um Pogórze Ciężkowickie... Und Vysocke Tatry sind eher CSSR gewesen. Chris. Beitrag geändert:18.07.07 16:05:03

arondeman · Beitrag von **arondeman** » Mi 18. Jul 2007, 16:21

Aber Chris, du weißt doch, dass das nur Beispiele der seinerzeitigen "real existierenden Geschichtsklitterung" waren. Interessant übrigens - um auf das eigentliche Thema zurückzukommen - dass derartige Ostblock-Fußangeln von den Nachrichtensprechern etc. dann doch eher umgangen werden. Aber wie gesagt - die Namensaussprache ist doch nur die Spitze des Eisbergs. Es stimmt schon, dass die Deutschen da manchmal übergründlich sind (und es dann trotzdem falsch machen ), aber ich bezweifle, dass das im Ausland immer so viel entspannter gesehen wird, wie Vince es oben schreibt. Ich erinnere mich da an eine Glosse eines Journalisten, die vor etlichen Jahren in der spanischen "El Pais" stand. Darin mokierte sich der Verfasser heftigst über einen führenden französischen Politiker, dessen Amtseinführung damals gerade anstand. Als Zeichen von dessen durchaus gar nicht weltläufiger Geisteshaltung beklagte er sich bitter über seine Erlebnisse als Journalismusstudent mit ebendiesem Politiker, der damals als Dozent an irgendeinem Journalistenseminar die ausländischen Studenten u.a. damit traktierte, doch bitteschön den Namen des Ortes, in dem sie sich befanden - CAEN in der Normandie - RICHTIG im französischen Diktus auszusprechen. (Kannst du dir vorstellen, wie sich ein Spanier die Zunge verbiegt, um diese Nasale hinzukriegen: Muss irgendsoetwas wie "KAINNNGGG" ergeben und das war's dann., ) Gleichzeitig habe sich aber dieser damalige Dozent nicht entblödet, das spanische Cordoba permanent-penetrant zu "Cordou" zu verfranzösischen. Das alles stieß dem Spanier noch Jahre später offensichtlich ziemlich sauer auf.So hat halt jeder seine Befindlichkeiten.

vince158 · Beitrag von **vince158** » Mi 18. Jul 2007, 17:37

Klar, es gibt überall solche und solche. Ich glaube nur, das wir Deutschen uns das Leben in dieser Hinsicht manchmal schwerer machen, als eigentlich nötig. Und dass die gekonnt richtige Aussprache noch so unbekannter Dörfer irgendwo in Usbekistan mehr demjenigen schmeicheln soll, der sie korrekt ausspricht als den Respekt gegenüber den dortigen Bewohnern ausdrücken soll. Will sagen: Manchmal artet diese ach so korrekte Aussprache in reine Angeberei aus.Und richtig peinlich wird's tatsächlich bei versucht korrekter Aussprache, was dann völlig in die Grütze geht – siehe das Beispiel "Lambordschini"Aber: Wo wird eigentlich die Grenze gezogen? Niemand wird doch von einem Sprecher erwarten, dass er "Pari" sagt statt "Paris" oder "Milano" statt "Mailand". Das wirft die Frage auf: Wieso gibt es für viele Orte eingedeutsche Versionen und für viele nicht?Aber das soll in der Tat nicht davon ablenken, dass ich von unseren Journalisten gutes und richtiges Deutsch erwarte, egal ob sie bei der Bild oder der Zeit beschäftigt sind.Grüße aus HH!Philip