Werbung und Fachkenntnis

[Rasender_Reporter]

Mir ist da eine gar nicht so alte Werbeanzeige eines deutschen Automobilkonzerns in die Hände gefallen... Dazu der folgende Kommentar:„...und läuft und läuft und läuft“ Wer diesen Slogan hört, denkt an das (noch) meist gebaute Auto der Welt – den VW Käfer. Die Werbestrategen des Wolfsburger Konzerns haben tief in die Mottenkiste gegriffen und diesen Spruch wieder abgestaubt, um damit für den Einbau von Originalersatzteilen zu werben. Entsprechende ganzseitige Anzeigen sind in verschiedenen Autozeitungen bis hin zum „Katalog der Automobil Revue“, einem Standardwerk, erschienen. Zu ihrer Illustration nutzten die Werbeleute 26 farbige Zeichnungen von Modellen quer durch die VW-Typengeschichte, untertitelt mit „VW Käfer, 1945“ bis zu „VW Sharan, 2000“. Schon dieser Ansatz ruft beim Betrachter Erstaunen hervor. Zwar mag es für die abgebildeten neueren Modelle bis hin zum VW Jetta von 1984 die meisten Teile noch original von Volkswagen geben – zu welchem Preis, ist die nächste Frage. Aber wer beispielsweise in den letzten Jahren versucht hat, für den in der Anzeige abgebildeten „Scirocco, 1974“ einen originalen 2B2-Registervergaser bei seinem örtlichen Vertragshändler zu erwerben, weiß, was ratlose Gesichter sind. Von einer Dachfensterdichtung für einen Samba-Bus oder dem Türgriff für einen Typ 3 1500 aus den frühen Sechzigern ist erst gar nicht zu reden, geschweige denn von Teilen für den eingangs erwähnten 45er Käfer (bei dem es sich ohnehin um ein – zumeist für die britische Besatzungsmacht hergestelltes - Exemplar aus Vorkriegsteilen handeln dürfte).Ganz sicher aber hatte besagter Käfer seinerzeit weder die in der Anzeige abgebildeten Weißwandreifen noch verfügte er über Chromteile –dafür aber über ein Brezelfenster, im Gegensatz zum abgebildeten Exemplar. Der „Golf, 1974“ ist ein Golf I GTI der letzten Baureihe, ein „Transporter, 1949“ verfügte weder über Samba-Fenster noch über Blinker, und das ab 1957 in Osnabrück hergestellte Cabrio hieß niemals „VW Ghia Karmann“. Dass über diesem verdrehten Schriftzug eine Version mit Kastenstoßfängern prangt, wie sie ab Sommer 1971 ausgeliefert wurde, sei nur am Rande erwähnt.Insgesamt sind von den 26 Abbildungen nicht weniger als acht falsch beschriftet: Der „Polo, 1975“ ist ein Polo Coupé aus der Mitte der achtziger Jahre, der „Transporter, 1967“ kein T2a, sondern eine T2b Ausführung mit hochgesetzten Blinkern und großen Rückleuchten, und der „Passat, 1980“ trägt dafür Chromstoßstangen mit integrierten Blinkern, die ihn als Modell der ersten Serie ab 1973 ausweisen. Man muss kein echter Kenner der Materie sein, um diese Ungereimtheiten zu bemerken. Ein kurzer Blick in eines der zahlreichen VW-Geschichtsbücher hätte genügt, sie zu vermeiden. Wie sie in dieser Häufung zustande gekommen und unbemerkt durch alle Kontrollen bis in den Druck gelangt sind, bleibt rätselhaft. Dem Urheber sei jedenfalls ein Besuch des Domizils der Stiftung AutoMuseum Volkswagen dringend empfohlen – die 5 Euro Eintritt dürften in diesem Fall ganz besonders gut angelegtes Geld sein.- Das Original der Anzeige kann ich Interessierten gern als Scan zusenden...

[hs1056]

In der Werbung ist es eben ähnlich wie in der Politik: auf Tatsachen kommt es nicht so sehr an...Helmut[Diese Nachricht wurde von hs1056 am 21. April 2005 editiert.]

[Mr. Hobbs]

Lieber Rasender Reporter,vielen Dank für Deine Mühe.Ich würde mich über den Scan freuen, Email-Adresse in meinem Profil.Da die Wolfsburger eigentlich ihre Automobil-Geschichte gut pflegen, wundere ich mich schon über diese von Dir geschilderten Nachlässigkeiten.Beste (luftgekühlte) GrüsseChristoph

[Buckeltaunus]

...das passt gut ins Bild der werkseigenen Automobil-Traditions-Pflege von VW...mir ist bei der letzten "2000 Kilometer durch Deutschland" auch der 74er Golf aus dem VW-Museum aufgefallen, der keinen Schwalbenschwanz (Sicke am Heckblech) hatte, also Baujahr nach '76 - Kommentar des Teams:" Ist bisher aber noch keinem aufgefallen..." Mein Kommentar:..." Na, Sie sind ja auch eben erst gestartet "...GrußBuckeltaunus

[Buckeltaunus]

...ach ja, der Scan würde mich schon interessieren...Bitte, Rasender-Reporter, sendest Du mir den Scan an folgende E-Mail-Adresse:Frankauskerpen@gmx.deLieben Dank!!

[FREDDY]

Ja, VW kümmert sich wirklich rührend um seine Geschichte.... Im VW Classic Parts Center kann man nagelneue Ersatzteile kaufen und das VW Museum hilft gerne, wenn es um eine "Geburtsurkunde" zum eigenen Auto geht.Hat sich was: Die Käfer- Neuteile stammen größtenteils aus Brasilien, was z.T. gleichbedeutend mit "miese Zubehör- Qualität" ist und die Geburtsurkunde kostet neuerdings nicht mehr leicht überteuerte 15€ sondern 25€.Mal ganz ehrlich: Immerhin tun sie was für ihre Oldtimer, ok. Aber dass man solch verquere Anzeigen schaltet wundert mich trotzdem nicht :rolleyesGruß,Freddy

[Paul_Hindemitt]

Hallo,Sehr interessant. Ich hätte auch gerne einen Scan.Bitte an jan@mielemoped.deVielen Dank

[Mr. Hobbs]

Zitat:Original erstellt von FREDDY:Ja, VW kümmert sich wirklich rührend um seine Geschichte.... Im VW Classic Parts Center kann man nagelneue Ersatzteile kaufen und das VW Museum hilft gerne, wenn es um eine "Geburtsurkunde" zum eigenen Auto geht.Hat sich was: Die Käfer- Neuteile stammen größtenteils aus Brasilien, was z.T. gleichbedeutend mit "miese Zubehör- Qualität" ist und die Geburtsurkunde kostet neuerdings nicht mehr leicht überteuerte 15? sondern 25?.Mal ganz ehrlich: Immerhin tun sie was für ihre Oldtimer, ok. Aber dass man solch verquere Anzeigen schaltet wundert mich trotzdem nicht :rolleyesGruß,FreddyHallo Freddy,da hast Du schon recht, aber wenn Du einmal spezielle Fragen hast, da bekommst Du von VW vernünftige Antworten, z.B. Farbcodes, Motornummern und Produktionsdaten etc.Bei Opel hieß es bei Frage nach einem Farbcode: "Wenden Sie sich an die Clubs, wir haben keine Unterlagen mehr."Beste GrüsseChristoph

[Nachtschwärmer]

Jaja VW....Vor ca. 3 Jahren wurde meiner Tochter, welche mit meinem T3-Camper fern der Heimat an einem Freitag nachmittag liegen blieb, von einer VW-Werkstatt die Tür vor der Nase geschlossen, mit der Bemerkung: „Es ist Wochenende!“ Selbst der nette ADAC-Mann, der sie dorthin gescheppt hatte, war fassungslos. Meine schriftliche Beschwerde bei VW in Wolfsburg wurde mit der Aussage, daß man da den VW-Partnern nicht hinein reden würde, abgeschmettert. Die können soviel Werbung machen, wie sie wollen, meine persönliche „VW-Tradition“ (immerhin ca. 10 Fahrzeuge) endete kurz nach diesem Vorfall mit dem Verkauf des Campers.Gruß Joachim

[tommi1]

"Meine" Werkstatt hat Samstag gearbeitet um die Inspektion noch durchzuführen. Termin habe ich einen Tag vorher ausgemacht...bis demnäxtommi