Pro7 Reportage 03.02.04

Slarti · Beitrag von **Slarti** » Do 11. Mär 2004, 00:05

Literaturtipp: "Verschwende deine Jugend" (NICHT der Film!!! Den habe ich zwar nicht gesehen, aber das Buch KANN man nicht verfimeln!)Das Buch ist zwar zum Teil langatmig, aber sehr interessant. Sicherlich sollte man nicht alles ohne Hinterfragen schlucken, was die "Punks" da schreiben, aber lohnen tut es sich auf jeden Fall. (Inhalt des Buchs: Intervies mit Leuten aus der Scene von den Punkanfängen in Deutschland bis New Wave)So long... Mario

ford64 · Beitrag von **ford64** » Do 11. Mär 2004, 01:34

Bei Garage Punk denke ich weniger an eine politische (Klischeehaft politisch im dem Sinn, wie man sie mitte der 70er bis heute auffasst - links, rot, allem Sozial-alternativen aufgeschlossen, stets gegen die Übermacht des Establishment protestierend)als mehr an eine musikalische Bewegung:Inspiriert durch die in Amerika zunehmend populäreren britischen Gruppen wie beispielsweise den Beatles, den Rolling Stones und den Yardbirds schossen mitte der 60er Teenbands wie die Pilze aus dem Boden, die Musikrichtung war eine Art amerikanisches Gegenstück zum britischen Beat. Durch mangelndes Eigenkapital fiel die Möglichkeit professioneller Übungsräume und Studios meist weg; geprobt wurde in improvisierten Räumlichkeiten (nicht selten in der elterlichen Garage), Auftritte fanden meist bei Schulbällen und lokalen Tanzveranstaltungen statt.Überhaupt war Improvisation in dieser neuen, auf dem Rock´n Roll und damit dem Blues basierenden Richtung fast schon obligatorisch:Stark beeinflusst wurde der garage auch durch den Surf, nicht zuletzt durch den Rhythmus und die Instrumentierung, und in der Einfachheit und schon vom Blues bekannte exzessiven Redundanz der Abfolge des jeweiligen musikalischen Themas, wie auf der rockabily-Seite schon seit den späten Fünfzigern durch Link Wray und seine Ray-men praktiziert. Fender Jazzmaster und Telecaster waren die Waffen der Wahl, das Schlagzeug gespielt von der stampfenden, reduzierenden Art eines Ringo Starr. Die Gitarren oftmals durch Verwendung von vibrato- oder reverb tanks und niederohmig ausgelegte, lange spring reverb den surf-typischen knallenden, „nassen“ sound á la Dick Dale oder den Trashmen, oder mittels Fuzz-effekt eine overdrive-ähnliche Übersteuerung, die so klang, als wären die Membranen der Lautsprecherboxen perforiert worden. Damit haben wir praktisch schon eine Form von Protest in der Art der Instrumentierung; auf high fidelity wurde schlichtweg keinen Wert gelegt, es musste dreckig und kaputt klingen.Eine der frühesten Aufnahmen, auf der eine übermässig harte overdrive-Gitarrenverzerrung zu hören ist, ist das vorher schon von den Kingsmen und den BeachBoys intonierte „louie louie“, 1966 gespielt von den Sonics. Derartig ausdrucksstarke verzerrte Riffs kamen eigentlich erst zehn Jahre später so richtig auf. Bei ihrem Erscheinen 1963 waren die Sonics (um Sänger und Keyboarder Gerry Roslie) so ziemlich das härteste, was an Rock´nRoll in den Plattenläden gab. Andere Namen, die in diesem Zusammenhang genannt werden sollten, sind mitte bis Ende der 60er MC5 und natürlich bis in die 70er the Stooges mit einem damals erstaunlich frischen Iggy Pop, sowie die durchaus unbekannteren Londons, the Vandals (nicht zu verwechseln mit der heutigen Gruppe gleichen Namens), den ZipCodes und den Shadow Five.Wie in den meisten Richtungen gab es gleich mehrere Unterstrukturen; je nachdem aus welcher Richtung die Einflüsse kamen: psychedelic, psycho garage(ähnlich dem heute in R&R-Kreisen wieder beliebte Psychobilly), rockabilly garage.Eine der wenigen Bands, die nach der 60er-garage-ära in den 70ern aufkamen und bis heute noch Alben veröffentlicht, sind die Cramps, auch wenn sie - wie so viele Unterarten des R&R - nicht eindeutig zugeordnet werden können. Auf ihren Alben finden sich die meisten Spielarten des frühen Punks wieder. Crypt records verlegt heute noch eine relativ kleine Zahl an Aufnahmen, sehr klein, gemessen an der Zahl an Bands und Songs, die es Mitte der 60er gegeben hat.[Diese Nachricht wurde von ford64 am 11. März 2004 editiert.]

arondeman · Beitrag von **arondeman** » Do 11. Mär 2004, 01:48

Du nimmst mir die Worte aus dem Mund, ford64! Vielleicht hätte ich schon oben mehr die musikalische Seite des US-Punk andeuten sollen. Das mit dem "musikalischen Aufbegehren" im Snine von gezieltem "Low-Fi" hast Du sehr schön beschrieben!GrußStephanPS: Sooo neu ist das Wort "Punk" nicht. Schon vor 50 Jahren bezeichnete man damit in der Umgangssprache allenthalben junge, dumme (oder zumindest auffallend ahnungslose) Rotzlöffel oder Nichtsnutze.

Mario · Beitrag von **Mario** » Do 11. Mär 2004, 08:57

Hallo Stephan,Du beschreibst sehr schön, wie man aus einer anfangs ernst gemeinten Bewegung, eine lächerliche Karikatur machen kann.Aber über die "Garage-Punks" aus den USA weiß ich nichts. Darüber können wir gerne demnächst persönlich bei einem Tässchen Tee reden, was meinst Du ? Viele Grüße,Mario

Mario · Beitrag von **Mario** » Do 11. Mär 2004, 14:15

@SimonDick Dale ist übrigens wieder in Deutschland.Freitag, 19.3. 20 Uhr Stuttgart im UNIversum (also bei Stephan um die Ecke )Support : Mooncats (GIRLIE-POP-PUNK)GermanyTickets : www.fgconcerts.de Freitag, 26.3. 20 Uhr Wiesbaden Schlachthof tickets Hotline 0180 - 517 0 517 oder http://www.schlachthof-wiesbaden.de Viele Grüße,Mario

ford64 · Beitrag von **ford64** » Do 11. Mär 2004, 17:12

Vielen Dank Mario,ist mir schon zu Ohren gekommen. ---Sein letztes Konzert vor fast zwei Jahren hat mich allerdings sehr enttäuscht - nur Indian-Spirit-Geisterwelt und Johnny-Cash-Covers, dafür so laut dass mir noch drei Tage die Ohren geklingelt haben. Den Surf, die Musik, deren Mitbegründer, wenn nicht sogar BEgründer er ja war, hat er geradezu stiefmütterlich in einem äusserst knappen zehnminütigen medley ganz zum Schluss zusammengeknatscht.Ich sehe ja ein, dass sich manche Musiker "weiterentwickeln" wollen, aber ich habe ausser Richard "Dick Dale" Monsour noch keinen gesehen, der seine eigene musikalische Vergangenheit derart verdrängt, oder es zumindest so aussehen lässt. viele Grüsse

arondeman · Beitrag von **arondeman** » Do 11. Mär 2004, 17:40

Tjaja, das kann ich nach einem Dick-Dale-Konzertbesuch anno 1997 bestätigen.Im Vergleich zu seinen heutigen Auftritten kommen einem die oben erwähnten Low-Fi-Garage-Punk-Bands geradezu wie liebliche Äolsharfenklänge vor....Der Bursche muss eine Menge ganz schön wildes Indianerkraut geraucht haben, um so zu enden ...Aber interessant war's doch.Und zu Deinem letzten Satz (a propos Verdängung): Dann warst Du offensichtilch noch nicht bei Bo Diddley! Oberübelstes Funk-Zeugs!GrüßeStephan

Mario · Beitrag von **Mario** » Do 11. Mär 2004, 18:33

Danke Simon, danke Stephan. Schon wieder 15,40 EUR gespart Der Weltmeister im Verdrängen ist ja wohl unbestritten Yussuf Islam. Früher als Cat Stevens bekannt gewesen.Viele Grüße,Mario

Beitrag von **oldsbastel** » Do 11. Mär 2004, 18:36

Zitat:Original erstellt von osbourne68:Guten Abend,Ihr solltet mal zwischen den lächerlichen Gestalten in Deutschland und den echten Punks in England unterscheiden. Also, redet ihr hier über Punks oder über Clone ?Die Punkbewegung stammt im Ursprung aus New York. In und durch England ist sie allerdings bekannt geworden.Ich dachte in Deutschland gibt's nur Clones?! Wie können wir dann über Punks reden?

Beitrag von **oldsbastel** » Do 11. Mär 2004, 18:43

Zitat:Original erstellt von KW:@ Oldsbastel:Letztens haben sich bei uns inner stadt die besagten gruppierungen versucht zu prügeln, 200 linke vs 50 rechte und 400 Polizisten dazwischen.Krieg lässt grüßen.mfg, KWFinde ich nicht so schlimm. Bei der letzten Demo vor 2 oder 3 Jahren wollten wird den braunen Wixern eigentlich auch was auf die Glocke hauen. Wir sind nur leider nicht durchgekommen. Der Wasserwerfer stand halt im Weg ...