was haltet ihr von "specials"?

[RA-Wilke]

Was mich bei den ganzen Specials auf Vorkriegsbasis immer etwas "beunruhigt" ist das verzerrte Bild, das sie im Laufe der Zeit vom Straßenbild der Vorkriegsjahre liefern. Wenn immer mehr brave (aber wenig faszinierende) Limousinen zu rassigen Sportwagen umgebaut werden, muss das für den unbedarften Beobachter bei einer Oldtimer-Rallye irgendwann mal so aussehen als ob Riley oder Alvis die Firma war, die diese ganzen rassigen Halb-Rennwagen gebaut hat - obwohl es in Wirklichkeit natürlich anders war.Außerdem hat ventilo ganz Recht, wenn er sagt, dass auf diese Weise die zeittypischen Limousinen vom Markt verschwinden. "Schuld" daran sind allerdings auch die Oldtimerkäufer, die für einen brandneuen, optisch ansprechenden und technisch stimmigen Special deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als für eine relativ seltene Limousine. Und damit sind wir fast wieder bei dem Thema, das wir in bobs Youngtimer-Diskussion hatten: Der Trend zum Fahrspaß nimmt zu, die Originalität und historische Bedeutung tritt in den Hintergrund. Aus automobilhistorischer Sicht ist das bedauerlich, andererseits würde auch ich lieber eine Runde in dem Petersen-Blower von der Techno Classica drehen als mit der "Basis", nämlich einer 20/25HP Limousine.Immer wichtiger wird deshalb für den Wert eines Specials die nachvollziehbare Geschichte sein - und die fehlt ja verdächtig oft.

[ford64]

Nüchtern betrachtet ist dieser Trend zu der zum "Rennwagen" umgebauten ehemaligen Limousine eigentlich abzusehen gewesen. Die Vorkriegsära bleibt da wohl nicht vor verschont. Zum Vergleich - Ich hatte mich neulich mal mit Chrysler-Tommy über die Willys business coupés der 40er unterhalten - wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die meisten dieser Fahrzeuge wohl nur umgebaut als Rennwagen oder Dragster überlebt haben. Die Chancen einen solchen Renner zu Gesicht zu bekommen sind wesentlich höher als einen originalen 40er Willys zu sehen.Auch bei den amerikanischen 50er-und 60er-Jahre-Wagen ist der Trend des "Aufrüstens" zu höheren, leistungsstärkeren Ausstattungsvarianten bemerkbar - nur wenige behalten in ihren ChevyII, Novas, Falcons, Mustangs und Impalas die ursprüngliche Motorisierung und wechseln von 4-und 6-Zylindern zu den damals optional (!)erhältlichen V8-Motoren.Weiter taucht dann Leder auf wo keines war, Klimaanlagen, Servolenkungen, Mittelkonsolen...Es dürften zur Zeit mehr SuperSports, Mach1 und BOSS302 existieren als die Hersteller jemals gebaut haben.@ RA Wilke: den ersten (und einzigen) Alvis, den ich in dieser Saison gesehen habe, war übrigens eine solche zum "Rennwagen" mutierte ehemalige Limousine!

[arondeman]

... und da sage noch einmal einer was gegen die "Old-Style"-Rods und -Customs! Bei denen steckt wenigstens eigenes Gehirnschmalz und eigenes handwerkliches Können statt nur Konsumattitüden nach dem Motto "Für Geld kann man alles kaufen" im vierrädrigen Endergebnis der Umbauten, und obendrein ist auch das "mehr scheinen als sein" dort die absolute Ausnahme. Zitat:Original erstellt von RA-Wilke:Außerdem hat ventilo ganz Recht, wenn er sagt, dass auf diese Weise die zeittypischen Limousinen vom Markt verschwinden. "Schuld" daran sind allerdings auch die Oldtimerkäufer, die für einen brandneuen, optisch ansprechenden und technisch stimmigen Special deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als für eine relativ seltene Limousine. Dieses Phänomen ist ja noch nicht einmal auf die "Special"-Käufer beschränkt. Alle Welt will MGB fahren (für den man sogar eine komplette Rohkarosserie von der Stange kaufen könnte) - und (um beim gleichen Konzern zu bleiben) wieviel MG Magnette oder Austin A105 etc. sieht man im Vergleich dazu auf dem Kontinent? Man könnte fast meinen, selbst bei einem individualistischen Hobby wie der Oldtimerei möchten erhebliche Teile der Sammlerfahrzeugfahrer lieber dem Herdentrieb frönen ....Komische Sache, das ...[Diese Nachricht wurde von arondeman am 13. Mai 2003 editiert.]

[MG]

..und von den 33 gebauten MG K3 haben auch 50 Stück überlebt!GrüßeMG...deshalb gibt es auch keine K1 mehr, alle zu K3 umgebaut!

[bob]

Wir reden über die Specials,die Engländer bauen sie ........Im Ernst,in den Anfängen des Automobils bis in die Dreissiger lieferten viele namhafte Firmen " rolling chassis" mit der markentypischen Kühlermaske aus.Daran war das Auto als einer bestimmten Marke zugehörig zu erkennen; anschliessend beauftragte man einen der vielen meist begabten Karrossiers mit dem Anfertigen eines Aufbaus.Resultat war immer ein Unikat bestenfalls und sehr selten eine Serie von 3,4 Exemplaren.Später,als die Firmen dazu übergingen spezifische Karosserien und Modelle zu bauen, haben nur noch einige wenige Individualisten sich ihr "Special" bauen lassen oder gebaut.Ausserdem hatte man keine Skrupel,eine ungeliebte oder vermoderte Karrosserie vom Chassis runterzuschmeissen und durch eine nach eigenem Geschmack zu ersetzen.Kein Sakrileg;die Alternative wäre gewesen wie heute das ganze Auto zu verschrotten.Es gibt noch eine Menge Vorkriegschassis mit guter Substanz und vorhandenen Achsen,Getriebe und Motor,allerdings für 99 % der Menschen ist dies hoffnungsloser Schrott.Ich kenne ohne zu übertreiben über 100 Chassis,die alle wert wären in einen Special verwandelt zu werden,im Sinne ("in the spirit") der 20er,30er Jahre.Niemand wird sie sonst wieder auf die Strasse bringen und spätestens in 50,60 Jahren sind sie unrettbar weg.Man redet immer von den Bentleys oder Rileys,denen man eine durchaus gesunde Karrosserie amputiert hat,um ein "Convertible" daraus zu machen,man spricht aber selten von den vielen vom Schrott geborgenen Chassis,deren einzige Möglichkeit es war,als "Special" wieder zu erstehen.Man soll sich nicht über ein fertiges Produkt das Maul zerreissen,wenn man die Ausgangsbasis nicht kennt.Namhafte Konstrukteure wie Colin Chapman ,Carol Shelby ...haben zuerst Prototypen ,nichts anderes als "Specials" gebaut,bevor sie mit ihren genialen Konstruktionen in (kleine) Serien gingen - und diese "Serienautos" waren alle wiederum in gewissem Sinne "Specials"Es ist eigentlich noch heute,-oder sollte es zumindest sein,- die Freude an der Mechanik,am Schrauben,die einen Specials bauen lässt;man versucht einen potenteren Motor in einem gut liegenden Chassis,setzt ein anderes Getriebe ein,ändert die Hinterachse,braucht eine grösseren Kühler,verpackt das Ganze in Blech,Alu oder GFK , voilà: ein Special oder Hot-Rod oder Prototyp oder Unikat,oder was zum Teufel soll der Name....?Wir sind doch nicht die Hüter des Heiligen Grals ,sondern wir tun das doch für unseren Spass,für die "kleinen Fluchten".Und wenn dann so ein 12-Liter-Reihenmotor das Chassis fast zu verdrehen droht,das Fauchen und Brüllen dir die Ohren zerreisst und das Rhizinusöl in der Nase brennt,der erste Gang einklackt und das Biest mit einem Ruck vorwärts springt,dass das klapprige Gestühl ächzt und stöhnt und der Wind dir den Atem wegreisst ,dann krallst du die Hände um das Lenkrad, drückst das Zentralpedal durch und spürst,wofür Du lebst.Wie man das Monster nennt,auf dem Du reitest und was andere davon denken,......Gott,wie unwichtig!!!Grussbob

[er ka]

Hallo bob,du hast mir aus der Seele gesprochen.Es ist schon lange mein Traum "mein" Auto selbst zu bauen und langsam frage ich mich, warum ich nicht einfach mache.Ich fahre(in Gedanken formend)freundlich grüssender ka

[Th. Dinter]

Hallo,genauso isses Bob!!Was für ein Flugmotor ist das??Es ist ja auch noch anzumerken, daß die Engländer da vielleicht ehrlicher sind als andere: die nennen die Nachgebauten auch wirklich specials, die teilweise ja schon jahrzehntelange VSCC-Geschichte o.ä. haben. Sie könnten ja zum Beispiel auch hergehen und replica dranschreiben, und dann wäre das eben Betrug, nur ob´s einer merken würde?? Und hier in Deutschland schreibt man eben an eine/n Replika/Special einfach SSK o.ä. dran. Die Fachleute wissen, daß das keiner sein kann, aber die Anderen glauben es eben. Und Betrug ist es eigentlich auch. Aber: wo kein Kläger, ist auch kein Richter. Und in 30 Jahren weiß keiner mehr was und dann ist alles echt!!grußthomas

[Renault52]

Hallo,wie schon gesagt, jeder soll das tun, was er für richtig hält. Das Problem ist aber, daß kaum einer einen woraus auch immer gebauten Special ehrlich als phantasievolles Neuprodukt mit einem gewissen Anteil alter Teile in der Öffentlichkeit präsentiert. Es wird meist etwas suggeriert, was einfach nicht ist. Das ist ungefähr so, als würde ich mir einen Kunstdruck der Mona Lisa in einen alten Bilderrahem hängen und forsch behaupten, der Leonardo hätte die Dame zweimal gemalt und dieser hier wäre auch echt. Gegen die Kopie an der Wand ist im Prinzip nichts einzuwenden, wohl aber gegen die Anmaßung, ein Original zu besitzen.Ich habe wirklich nichts gegen diese Autos, schließlich kann ich mich der Faszination und der Ausstrahlung eines gut gemachten Riley oder Alvis Special auch kaum entziehen. Aber ich denke, mehr Ehrlichkeit bei der Klassifizierung, d.h. klare Angaben über Herkunft und Alter der wesentlichen Komponenten (Rahmen, Motor, Getriebe, Achsen, Karosserie) würden niemandem schaden. Nur habe ich z.B. auf der Techno Classica so etwas noch nie gesehen.Viele GrüßeDietrich

[arondeman]

Bob:Volle Zustimmung! (Solange nix zum Original umgetürkt wird - siehe Thomas' Anmerkungen ...)Wegen den 100 Fahrgestellen, die Du da an der Hand hast, könnte man ja glatt neidisch werden. Frage: Sind das alles nur Engländer oder ist zufällig auch ein Rahmen für einen Simca 8 (1100 oder 1200, Bj. 46 bis 51) dabei? (Ja, mir spukt da auch ein Special bzw. der Nachbau eines Specials von 1950 im Kopf rum ...)GrußStephan

[bob]

@ThomasDer Motor ist ein 27 Liter V12-Hispano-Suiza 650 hp (new old stock!)Das wär doch was,oder...?@Stephan"...an der Hand haben" ist viel gesagt;ich kenne diverse Adressen in verschiedenen Ländern , wo zumeist ältere Herren aus ihren ehemaligen Werkstätten die besten Stücke gehortet haben.Das meiste ist Vorkrieg,weil ja bereits in den Fünfzigern die Chassis rarer und auch dünner und weniger haltbar wurden.Ein weitaus grösseres Problem sind natürlich die dazu gehörigen Papiere.Grussbob