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Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: So 19. Mär 2006, 20:08
von Mario
Liebe Oldtimerfreunde,am 18.03.2006 fand um 15 Uhr im Rahmen der Stuttgarter Oldtimermesse "Retro-Classics" auf dem Stand der Amicale Peugeot (danke an Michael Kreuz für die Örtlichkeit und die Bewirtung) ein Treffen der Oldtimerinfo-Forumsmitglieder mit dem Initiator der Initiative "Kulturgut Mobilität", Peter David Göhr (im Forum unter dem Namen Emozzione bekannt) und dem Mitglied der "Historischen Arbeitsgruppe der FIVA", Jürgen Ockens, statt.Anlaß dieses Treffens war es, die beiden Initiativen "Kulturgut Mobilität" und "Flagge zeigen" vorzustellen und sich darüber auszutauschen.Was jedoch verbirgt sich genau hinter diesen Initiativen und wozu wurden sie ins Leben gerufen?"Kulturgut Mobilität" hat sich u.a. zum Ziel gesetzt, in der Bevölkerung das Bewusstsein zu entwickeln, dass die Mobilität eine der größten Errungenschaften der Menschheit darstellt und diese entscheidend in der Entwicklung unterstützt hat. Sie hat Menschen, nein, ganze Länder und wenn man so will, ganze Kontinente zusammengeführt. Die Mobilität, in unserem Falle auf den Individualverkehr heruntergebrochen, hat dem einfachen Familienvater die Möglichkeit eröffnet, beispielsweise eine Arbeitsstelle ausserhalb des eigenen Wohnortes anzunehmen, um einer drohenden Arbeitslosigkeit zu entgehen oder den Lebensstandard seiner Familie auszubauen, indem er eine besser bezahlte Arbeitsstelle etwas weiter entfernt annehmen konnte. Er hat Menschen die Chance geboten, sich fernab der Heimat eine Existenz aufzubauen, ohne den Kontakt zur lieb gewonnenen Umgebung abreissen zu lassen. Er hat Unternehmen, insbesondere Handwerker, dazu befähigt, deren Aktionsradius auszuweiten und sich somit zusätzliche Einnahmequellen zu erschliessen. Kurz: die Mobilität und insbesondere dem eingangs erwähnten Individualverkehr ist ein maßgeblicher Anteil an der Entwicklung der Industrienationen, und somit unserem Wohlstand, zuzuschreiben. Wäre das Wirtschaftswunder ohne die Mobilisierung der Massen denn möglich gewesen?Diese Ansätze sollen uns als Argumentationshilfe den Behörden gegenüber von Nutzen sein. Es gilt, das Automobil als Kulturgut gesellschaftsfähig zu machen. Dazu müssen wir die Oldtimer weg vom Finanz- und Umweltministerium, hin zum Kultusministerium bringen. Wenn wir es schaffen, das historische Fahrzeug unter "Denkmalschutz" zu stellen, haben wir bereits eine große Hürde überwunden. Der folgende Auszug aus dem Informationsschreiben "Flagge zeigen" von Jürgen Ockens veranschaulicht die vorgenannte Aussage:"Am 16.Oktober 1999 zeigte die FIVA Madame Fontaine, der Präsidentin des europäischen Parlaments, ein unrestauriertes und ein restauriertes Fahrzeug mit dem Hinweis, dass zwischen beiden Zuständen leicht 5 Jahre Arbeit liegen können. Damals ging es um die Altauto-Verordnung. Sie zeigte sich sehr beeindruckt, wollte offensichtlich helfen. Sie fragte: "Sind klassische, historische Fahrzeuge in Ihren Ländern als Kulturgut anerkannt?" und als wir dies verneinten, meinte sie: "Das ist schade, an Kulturgut wagt sich niemand heran, auch kein Politiker, das wird gepflegt und gefördert!"Sicher, das war vor sieben Jahren und das Personalkarussell in Brüssel ist zwischenzeitlich auch nicht still gestanden. Trotzdem zeigt die o.g. Aussage, dass es möglich ist, die Politik für die klassischen Automobile zu begeistern.In die "Denkmal-Kerbe" schlägt nun die von Jürgen Ockens vorgestellte Aktion "Flagge zeigen". Sie sieht vor, dass am 10.09.2006, dem Tag des offenen Denkmals, bundesweit Oldtimerfahrer Denkmäler ansteuern (beispielsweise Burgen oder Schlösser) und die Besucher durch ein am Fahrzeug angebrachtes Schriftstück (dieses wird noch entworfen) oder durch persönliche Gespräche mit Besuchern, diese auf die Aktion und dessen Zweck aufmerksam machen. Diese Vorgehensweise sei vielversprechender als riesige koordinierte Aktionen oder Sternfahrten nach Berlin oder Brüssel, so Jürgen Ockens. Er befürchtet, wenn wir uns die Mobilität nehmen lassen, werden unsere Enkel diese Fahrzeuge später auf eine Stufe stellen mit den Dinosauriern; es gab sie mal, heute sind sie jedoch nur noch im Museum zu bewundern. Zum Stillstand verdammt!Der ASC hatte am Samstag Gelegenheit mit den Herren Öttinger (Ministerpräsident Baden-Württemberg), von Pein (DaimlerChrysler Heritage), Becker (VDA) und Beilhardt (VW) über die beiden Aktionen zu reden. Jeder dieser Herren steht den Initiativen positiv gegenüber. DaimlerChrysler hat in Sachen "Feinstaub" bereits interveniert, der VDA hat zugesichert, diesbezüglich noch auf die Politik zuzugehen. Malte Jürgens hat ebenfalls zugesagt, sich den Aktionen anzuschliessen und sie entsprechend in der Presse zu thematisieren.Alles in allem fand das Treffen in einer konstruktiven Atmosphäre statt. Alle Beteiligten stehen den Aktionen positiv gegenüber und haben dessen Durchführung begrüßt, bzw.ihre Unterstützung zugesichert. Thomas Keil (im Forum Chrysler-Tommy) hat zugesagt, die Öffentlichkeit in seiner Eigenschaft als Redakteur beim Lokalradio mittels einer 1-stündigen Sendung auf die "Kulturgut Mobilität" aufmerksam zu machen.Jetzt ist jeder Einzelne von uns gefordert, das Besprochene auch in die Tat umzusetzen. Die Initiativen können nur dann von Erfolg geprägt sein, wenn wir sie in die Szene tragen. D.h. an den Stammtischen propagieren, auf die Lokalpresse zugehen oder einfach nur im Rahmen von Oldtimertreffen die Besucher darauf aufmerksam machen, dass diese Art der Veranstaltungen künftig abnehmen könnten, wenn die Politik bei ihrem Kurs bleibt.Mit der Resonanz von uns Oldtimerfahrer steht und fällt der Erfolg der Aktionen. Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, sich zusammenzuschliessen und sowohl der Öffentlichkeit, als auch der Szene selbst zu beweisen, dass wir in der Lage sind, für eine gemeinsame Sache ein Mal das Kriegsbeil zwischen den einzelnen "Fraktionen" zu begraben und Einigkeit nach aussen zu demonstrieren.Wie heißt es doch so schön: Einigkeit macht stark!Viele Grüße,Mario[Diese Nachricht wurde von osbourne68 am 19. März 2006 editiert.]
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: So 19. Mär 2006, 21:27
von Rene E
Wir sollten uns diese Schilder, die man an schützenswerten Gebäuden findet, als Aufkleber für unsere Autos machen lassen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Haager_Kon ... _Kulturgut
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: So 19. Mär 2006, 21:45
von Maxe
Zitat:Original erstellt von Emozzione:Kulturgut Mobilität – Ein ErklärungsversuchWorum geht es?Natürlich geht es nicht darum, Deutschland in eine Museumslandschaft zu verwandeln, in der sich Oldtimerbesitzer um die Erhaltung alter Boschkühlschränke und alter Plastikradios kümmern. Vielmehr geht es darum, für uns Oldtimerfahrer ein langfristiges Ziel zu definieren. Hier liegt meiner Meinung nach auch die große Schwäche der deutschen Oldtimerszene, nämlich das Fehlen eines fest definierten langfristigen Ziels, das auch über den großen Bereich von Baujahren hinweg in der Lage ist, die Szene zu einen. Bislang wurde und wird immer zu spät an Symptomen herumkuriert und das obwohl, wie auch dieses Forum zeigt, die Probleme und zum Teil auch deren Lösungen bekannt sind. Was uns fehlt, ist eine entsprechende Anerkennung unseres Tuns in der Öffentlichkeit und in der Politik.Es gilt also hier zuerst einmal den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, unter dem sich die Szene wieder einen kann. Hier können und sollten wir von anderen lernen, die in einer ähnlichen Situation stecken, z.B. von der ‚Stiftung Industriekultur’, die sich der Rettung von Industriebauten wie z.B. alten Zechen verschrieben hat. Ein Thema, das auch nicht gerade einfach ist, kämpft man hier doch unter anderem gegen Investoren, die in den Besitz der Grundflächen kommen möchten oder auf der anderen Seite gegen Umweltschützer, die die Umweltbelastung durch diese alten Fabriken kritisieren. Trotzdem ist hier in den vergangenen Jahren ein Umdenken in der Bevölkerung und in der Politik erreicht worden.Wenn man mit Beteiligten z.B. aus der Politik reden möchte, muss man die gleiche Sprache finden und darum können und müssen wir uns eben an eingeführte Begriffe halten. Dies heißt auch, dass wir uns innerhalb des Rahmens bewegen, der gemeinhin als Kulturgut definiert wird. Unter diesen Begriff fällt nun auch einmal der Begriff ‚Alltagsgut’. Weitere Erklärungen hierzu sind gewiss sehr strukturiert in meinem Anfangsthread zu diesem Thema zu finden. Was ist neu?Neu ist die Einführung des Begriffs „Kulturgut Mobilität“. Diesen Begriff müssen wir nun mit Leben und Argumentation füllen, um uns aus der Stinker-, Sektierer- und Umweltverpesterecke herauszulösen. Dies könnte nun mal wirklich ein baujahr- und interessenübergreifendes, wenn auch sehr langfristiges, Ziel sein[/B]. Bei all dem soll man natürlich unsere aktuellen Probleme nicht vergessen, aber vielleicht haben wir diese Probleme unter anderem auch deshalb, weil es uns eben nie gelungen ist, ein einheitliches Bild der Szene zu vermitteln. Lasst uns doch einmal strategisch und langfristig denken. Natürlich gilt es auch eine Abgrenzung zu finden zu Bereichen wie Industriekultur, Kultur der Arbeitswelt oder Alltagskultur, wo Interessierte schon längst die Zeichen der Zeit erkannt haben und entsprechende Lobbyarbeit leisten. [/B]„Kulturgut Mobilität“ erschien mir als sinnvoller Begriff, denn er schließt PKW, Motorräder und z.B. Wohnmobile ein, grenzt sich aber gegenüber Baumaschinen, Militärfahrzeugen etc. ab.[/B]Was können wir leisten?Eine wage Frage! Wir können das Klima verändern, indem wir unsere Ziele, aber auch unsere Probleme in eine Öffentlichkeit außerhalb der eigenen Szene tragen, in dem wir uns z.B. mit Aktionen zum „Tag des offenen Denkmals“ an diese Öffentlichkeit wenden. Wir können vielleicht ein engeres Zusammenwirken zwischen Automobilhistorikern, Automobilmuseen und Technischen Hochschulen einleiten. Es ist mir durchaus bewusst, dass die Szene ganz aktuelle Probleme hat. Ich behaupte aber auch, dass das Umgehen von Politik und Öffentlichkeit mit diesen Problemen ganz entscheidend davon abhängt, wie wir uns präsentieren und genau hier soll diese Initiative Steigbügelhalter sein. Aber dafür muss die Szene unter diesem gemeinsamen Dach ein bisschen mehr zusammenrücken. Wir können nicht (denn letztendlich ist es für uns alle ‚nur’ Hobby), alle Probleme auf einmal angehen, aber wir könnten z.B. einmal all die hervorragenden Argumente zum Thema „Feinstaub“ sammeln, strukturieren, drucken und dann allen Bundestagsabgeordneten und Verantwortlichen in den Ländern zukommen lassen. Vielleicht findet sich ja ein Sponsor für eine solche Aktion.Gruß Emozzione[/B]Ich hab das mal hierüber kopiert, damit man auch weiss, worum es geht, auch wenn man nicht die anderen Diskussionen verfolgt hat
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 01:20
von piksieben
Zitat:Original erstellt von Mr. Hobbs:...wenn es rechtliche Probleme gibt, kann man das Zeichen abändern oder in Anlehnung an das Original umgestalten...Ja, Euro-Ecke davor, H dahinter und untendrunter Räder Aber mal im Ernst: Wer vergibt denn das Zeichen an Denkmäler der nicht-mobilen Art? Da müsste doch dann auch abzugrasen sein, ob es da rechtliche Probleme gibt oder ob die zuständige Stelle den Einsatz für eben unseren Zweck sogar gestattet (was ich gar nicht zu hoffen wage...)Wo bleiben eigentlich unsere rechtskundigen Forumsmitglieder in dieser Diskussion?GrußTanja
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 01:24
von Emozzione
Idee ist super und ein Sponsor gefunden. Am Entwurf wird gearbeitet.Gruss Emozzione
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 01:34
von Rene E
Es hat den Aufkleber vor ca. 10 Jahren bereits gegeben (Beschriftung: schützenswertes Kulturgut"). Ich fand ihn bei einem Aufkleberladen in der Bochumer Uni-Mensa. Leider klebte er dort nur noch als Muster. Ich habe den Ladenbesitzer bis zu meinem Diplom damit genervt, daß er mal sehen soll, den wieder ins Programm zu bekommen. Hat leider nicht geklappt. Hoffentlich bekomme ich ihn jetzt endlich
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 01:50
von Rene E
Als besonders wichtig erscheint mir, daß dieses Symbol ein Symbol der UNESCO ist. Im Zusammenhang mit der Definition des "Weltkulturerbes" hat es in letzter Zeit einige Male die Drohung der UNESCO gegeben deutschem "Weltkulturerbe" diesen Status zu entziehen.In Köln z.B. im Zusammenhang mit dem Bau von Hochhäusern in Deutz, die den Kölner Dom überragt hätten.Auch muß man im Moment feststellen, daß Denkmalschutz immer öfter als "Sozialromatische Scheiße" und Wirtschaftsbremse empfunden wird. Im Moment scheint es Mode Denkmalschutz wieder aufzuheben um Gebäude abzureißen und die Flächen wirtschaftlihcer nutzen zu können. In Bonn gibt es dazu gleich mehrere Beispiele.Wenn wir uns mit diesem Symbol an die weltweite UNESCO dranhängen, stellen wir uns damit auch gegen eine mögliche "kleinstaatliche" deutsche Lösung.
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 01:54
von Martin Igelmann
Hallo, hier noch ein paar Zeilen aus Wikipedia: Zitat:Was zählt als Kulturgut?"Kulturgüter" oder "Kulturgut" können sowohl Bestände von Bibliotheken, Archiven und Museen sein als auch Gebäude (Baudenkmäler wie Kirchen, Klöster, Schlösser). Kulturgüter stammen häufig aus der Hochkultur, sie können aber auch zur Volkskultur oder der Alltagskultur gehören.Meist wird der Begriff verwendet, wenn es um den erfolgten oder drohenden "Verlust" oder umgekehrt um den "Erhalt" von bewahrens- oder schützenswerten Kulturgütern geht.RechtsspracheIn der Rechtssprache erscheint "Kulturgut" in verschiedenen Kontexten, etwa im "Kulturgutschutzgesetz" (Gesetz zum Schutz deutschen Kulturgutes gegen Abwanderung), das nur bewegliches Kulturgut überwiegend in privater Hand betrifft. Kulturgutschutz und Denkmalschutz hängen eng zusammen. Der Schutz von Kulturgut als Aufgabe des Zivilschutzes ist in der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut beschrieben.GrüßeMartin
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 11:21
von piksieben
Hallo und guten Morgen, Forum!@ Rene E: Brilliante Idee--Ich finde, das Zeichen erklärt mehr als tausend Worte!@ Mario: Wie wäre es, wenn wir dieses Zeichen als 'Flagge zeigen'? Eventuell als 'Briefkopf' zu der Erklärung für die Aktion zum Tag es Denkmals--eventuell aber auch wirklich als Aufkleber zur 'flächendeckenden' Verteilung bei Oldtimertreffen und sonstigen Veranstaltungen? Es dürfte doch nicht schwierig sein, Veranstalter und Vereine dafür zu begeistern, sich auf diese Weise sogar ohne großen Aufwand an der Aktion zu beteiligen...GrüßeTanja
Protokoll zur Retro-Besprechung "Kulturgut Mobilität"
Verfasst: Mo 20. Mär 2006, 11:55
von Mario
Hallo Tanja,sicher eine gute Idee. Allerdings frage ich mich, ob die breite Bevölkerung auch weiß, was dieses Zeichen bedeutet ?Viele Grüße,Mario