Wie geht das: Neuen Lack auf "alt" trimmen?

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Karl Eder
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Wie geht das: Neuen Lack auf "alt" trimmen?

Beitrag von Karl Eder » Mi 6. Jan 2010, 12:30

Hallo,"Paste grün" ist (war) ein reines Poliermittel, d.h. ohne Wachszusätze oder ähnliches, von der Körnung her meiner Meinung nach noch feiner als z.B. handelsüblicher Lackreiniger oder Chromputzpaste. Ich weiß allerdings nicht ob das Produkt unter diesem Namen noch im Handel ist. Autolackierer haben sicher etwas entsprechendes zur Hand, denn sie wissen ja auch wie man klein Fehler nach dem Lackieren weg bekommt.Zum Aushärten:je länger man wartet (egal ob mit oder ohne Trockenkammer), umso mühsamer wird es - speziell das "wieder aufpolieren", bei zu frühem überschleifen (z.B. unmittelbar nach dem Lackieren, bzw. gleich nachdem die Teile aus der Trockenbox kommen) zerstört man die Oberfläche, bzw. kann gar nicht polieren.Ein wesentlicher Effekt des alten Lackes ist ja auch die (durch jahrzehntelanges polieren) sehr glatte Oberfläche, im Gegensatz zu neu lackierten Teilen, die praktisch immer einen - zumindest minimalen - "Orangenschaleneffekt" aufweisen.Der Erfolg ist natürlich auch vom Farbton abhängig, bei kräftigen,bunten Farben wird es eher schwierig sein.Viele GrüßeKarl

Gerhard Trosien
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Beitrag von Gerhard Trosien » Di 12. Jan 2010, 17:11

Ich musste meinen Citroën DS herrichten. Dabei kam ich um eine Lackierung aller Karosserieteile (Schalenbauweise: Türen, Kotflügel, Hauben, Dach sind auf ein immer einheitlich lackiertes Gerippe montiert) nicht herum. Die Erscheinung eines 40 Jahre alten Autos mit absolut neuem Lack gefällt mir nicht, außerdem wollte ich als Laie selber lackieren, da kann man sich, will man denn den neuen Lack, kaum Schnitzer erlauben.Folgende Vorgehensweise (ab: fertig gespachtelt) hat sich bewährt: Grundieren, Grundierung trocken feinst schleifen, da diese nicht gut verläuft und sich die Struktur der schlecht verlaufenen Grundierung im Decklack zeigt. Trocken deshalb, weil Spachtel und Grundierung Wasser aufnehmen und nach dem Nassschleifen wochenlanges Trocknen nötig ist.Unmittelbar vor dem Lackieren Entstauben (Staubbindetuch) und Entfetten (Silikonentferner)Grundlack auftragen und aushärten lassenAlle Läufer und Einschlüsse mit dem Lackhobel entfernen, die Gesamtfläche nass feinst schleifen, und zwar mit 2000er Papier. Hierbei auch die Orangenhaut eben schleifen. An allen Ecken und Kanten höllisch aufpassen: auch mit 2000er Papier ist man schnell durch! Bei dieser Vorgehensweise ist Nachlackieren allerdings kein Problem, sondern "nur" ein zeitraubendes Ärgernis.Das komplette Schleifen auch der einwandfreien Stellen kann man sich sparen, wenn man den gewünschten Farbton als Grundlack für nachfolgenden Klarlack bekommt (gab es für meinen Farbton nicht)Klarlack auftragen und aushärten lassen (vorher: Entstauben und Entfetten; das Laufenlassen eines alten Dieselmotors vor dem Lackierraum kann sehr ärgerliche Folgen haben)Alle Läufer und Einschlüsse mit dem Lackhobel entfernen, die Gesamtfläche nass mit 2000er Papier schleifen, dabei Orangenhaut eben schleifen. In den Vertiefungen der Orangenhaut ist die Schichtdicke immer noch ausreichend.Dann wird die gesamte Fläche mit guter Politur poliert, wo es geht maschinell mit angefeuchteter Lammfellscheibe, sonst eben von Hand.Das gibt eine widerstandfähige Oberfläche, die eben duch das Brechen der neuen Lackoberfläche nicht "neu" aussieht.Ein noch authentischeres Erscheinungsbild ergibt das Polieren des feinst geschliffenen Lacks ohne den schützenden Klarlack. Dann ergibt sich auch die Frage nach Lack oder Grundlack...Das größte Kompliment war die Feststellung des Ingenieurs bei der Vollabnahme mit H-Kennzeichenprüfung, dass der Wagen einen gut erhaltenen Lack hätte.Dieses durchaus arbeitsintensive Vorgehen ist für Laien mit Grundkenntnissen (man muss wissen, welche Stellen vor dem Sprühen wie mit dem Pinsel und unverdünntem Lack vorzubehandeln sind) und Erfahrung und dem Ehrgeiz, eben KEIN "neu" lackiertes Fahrzeug haben zu wollen, geeignet, weil er keine Angst vor Läufern und Orangenhaut haben muss, aber auch für den Profi, dem es um etliche Stunden Schleiferei und Poliererei nicht ankommt.Ohne den Klarlack dürfte das Beilackieren ebenfalls kein Problem sein. Ein Unterschied zum Altlack sollte nur bei lichtempfindlchen Farben wegen der Farbänderung sichtbar sein. Dem kann man aber mit einer entprechenden Lackmischung begegnen.

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Beitrag von 1300VC » Di 12. Jan 2010, 17:24

Zitat:Original erstellt von Gerhard Trosien am/um 12.01.10 16:11:21Das komplette Schleifen auch der einwandfreien Stellen kann man sich sparen, wenn man den gewünschten Farbton als Grundlack für nachfolgenden Klarlack bekommt (gab es für meinen Farbton nicht)2K-Methode: Grundlack = 2K-Basislack, anschliessend Klarlack.Beitrag geändert:12.01.10 16:21:52

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Gordini
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Beitrag von Gordini » Di 12. Jan 2010, 17:26

Hallo,mich würde die Lackierung Deiner DS interessieren.Hast Du Fotos vom Auto?GrüßeChristoph

oldierolli
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Beitrag von oldierolli » Di 12. Jan 2010, 17:27

Hallo, womit hast Du denn den Lack aufgetragen? Pistole mit Kompressor, E-Pistole, Sprühdose oder erste Schicht mit Rolle? Wie lange hat das Aushärten gedauert? Gruß. Rolf

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ventilo
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Beitrag von ventilo » Di 12. Jan 2010, 18:43

in der aktuellen Motor Klassik findet sich ein Artikel zum Thema

Gerhard Trosien
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Beitrag von Gerhard Trosien » Mi 13. Jan 2010, 09:07

Welches Werkzeug habe ich verwendet?ich habe eine preiswerte Kopie einer SATA-Grundierpistole (www.oldtimer-info.de es könnte aber auch die 8106 sein. Die Pistole heißt hier: Lackierpistole. SATA nennt das identische Original Grundierpistole, was den Unterschied im Qualitätsanspruch belegt) und einen alten Kompressor. Billigstwerkzeug aus dem Super-Sonderangebots-Komplettset des Billiger-als-Andere-Baumarkt ist: Resourcenverschwendung. Durchs hobbymäßige Selbermachen sparen wir tausende von Euro, davon sollten wir in GUTES Werkzeug investieren. Im Fall der Rodcraft: neu ist sie genauso gut wie die SATA, sie verschleißt angeblich schneller, was den Hobbyanwender kaum stören dürfte, weil er sie im Gegensatz zum Profi so gut wie nie braucht.Für den Spritzspachtel kaufte ich eine größere Düse; hiermit stieß der Kompressor an seine Leistungsgrenze.Wer mit der Pistole gearbeitet hat, wird die Rolle für immer aus der Werkstatt verbannen.Zum Nachlackieren nach dem versehentlichen Durchschleifen (auch 2000er Papier ist bissig!!) besorgte ich mir bei meinem Lackhändler eine Sprühdose, die er selbst mit selbst gemischtem Lack füllt. Das hat sich an den Außenflächen NICHT bewährt. Für die wenig sichtbaren Innenflächen der Türen mag es gehen.Hilfreich ist es, wenn man Gelegenheit hat, einem, der lackieren kann, öfter mal über die Schulter zu schauen, bevor man an einer Vielzahl von Probestücken die eigenen Fehler macht. Ehrlich gesagt: ohne fleißiges Abgucken hat man fast keine Chance.Als Laie kann man unglaublich viele Fehler machen. Einer ist, dass man beim Sprühen zuviel Farbe auf einmal rausblasen lässt. Ein anderer der, dass man annimmt, der Sprühstrahl würde sich an Ecken und Kanten genug verwirbeln, um auch Stellen zu erreichen, die geometrisch nicht exakt in Sprühstrahlrichtung liegen. Wo man mit dem Sprühstrahl nicht hinkommt, hilft der Pinsel: bevor die Lack-Härtermischung mit Verdünnung eingestellt wird, wird mit dem Pinsel vorgearbeitet. Durch das gleich anschließende Sprühen verlaufen die Pinselspuren.Sehr wichtig ist das Entstauben nach dem Schleifen. Abwischen mit dem mit Silikonentferner getränkten Lappen reicht definitiv nicht. Wird der Schleifstaub nicht richtig entfernt, kann es passieren, dass der Wasserstrahl eines Hochdruckreinigers eine intakt scheinende Lackschicht wegfetzt, die durch den Staub effektiv von der darunter liegenden Grundierung getrennt ist.Läufer sind unvermeidlich, egal, wie schwach man die Lackzufuhr an der Pistole einstellt (je mehr Lack rausgerotzt wird, umso mehr Läufer gibt es allerdings, während zu wenig Farbzufuhr den Verlauf stört). Läufer entfernt man nach dem Aushärten mit dem Lackhobel. Meiner besteht aus einer Kunststoffhalterung, in der an 2 höhenverstellbaren Magneten ein Stück Karosseriefeile klebt. Auch hier gilt: Geduld, arbeitet in kleinen Schritten. Unsere Hobby-Arbeitszeit kostet nichts. Wenn aber Lack abplatzt, weil man vom Läufer zuviel auf einmal wegfetzen wollte, braucht man noch mehr Zeit und ärgert sich schwarz.Für uns Laien beinahe unmöglich ist das Reagieren auf unterschiedliche Temperaturen (ich lackierte beide Längsseiten meines HY an wettermäßig völlig unterschiedlichen Tagen im Freien. Das Ergebnis ist ...). Bei den modernen "ökologischen" Wasserlacken spielt darüber hinaus die Luftfeuchtigkeit eine Rolle...Die Aushärtezeit richtet sich nach den Witterungsbedingungen. Die Angaben auf der Dose betreffen eine normal dicke Lackschicht. Bei mir war das deshalb kein Problem, weil meine Werkstatt über 20 km von zu Hause entfernt ist und ich deshalb immer nur Samstags arbeite. Eine Woche Aushärtezeit reicht immer.Auf dem Bild ist das Auto gerade eben fertiggestellt, die Feineinstellungen an den Karosserieteilen waren aber noch nicht befriedigend fertig gestellt.

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Wie geht das: Neuen Lack auf "alt" trimmen?

Beitrag von Th. Dinter » Mi 13. Jan 2010, 19:35

....Wasserlack an einem HY??Mich würde mal interessieren, wie Du an Wasserlack kommst??Und ihn dann unter Hobbybedingungen verarbeiten zu wollen, scheint mir größenwahnsinnig...das bekömmen Profis auch nur unter Profibedingungen, sprich Spritzkabine, hin.Läufer sind unvermeidlich?? Na ja, mal ein Läufer ist unvermeidlich....Und wenn man dann mit dem Lackhobel??(mir reicht da einfach ein Stück Karosseriefeile, da kann man weniger verkanten und mit Druck arbeiten) arbeiten will, sollte man drauf achten, daß das gut durchgehärtet ist. Bei Temperaturen unter 20° eher nicht in einer Woche. Sonst reißt man sich da nämlich gut Macken rein, die man dann u.U. mit viel Mühe nachbearbeiten darf.....grußthomas
......wir wollten nur das Beste, aber dann kam es wie immer..........

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Beitrag von Gerhard Trosien » Do 14. Jan 2010, 09:08

Ich habe den HY selbstverständlich nicht mit Wasserlack lackiert. Ich erwähnte diese Fehlentwicklung nur, weil sie den Hobbylackierer vor zusätzliche, praktisch unüberwindliche Probleme stellt.

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Beitrag von Gunvor » Do 14. Jan 2010, 10:46

Kompliment, Gerhard, für dieses wirklich wunderschöne Ergebnis. Ich vermute, dass die Farbkombination grün/weiß original ist, einfach klasse!

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