Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Wie mache ich was? Jetzt helfe ich mir selbst.

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Smooth Operator
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von Smooth Operator » Mo 31. Mai 2010, 17:00

Moinsen zusammen,ich wollte mal einen kurzen Erfahrungsbericht zum Schweißen abgeben. Wie viele andere Schrauber auch, die nicht durch Beruf, sondern mehr durch Interesse ans basteln gekommen sind, war Schweißen für mich eher etwas, was ich den Profis überlassen habe. Durch entsprechende „lass die Finger davon weg“ Kommentare in anderen Foren, als diesem hier, ist der „Respekt“ nicht gerade weniger geworden, bis ich an der örtlichen VHS an einem Schweißkurs teilgenommen habe.So im nachhinein war das zwar ganz nett, aber nicht unbedingt nötig, da in dem VHS Kurs sehr viel autogen geschweißt wurde, was wirklich sehr trainingsintensiv ist.Weil ich immer einen Erfahrungsbericht von jemandem vermisst hatte, der wie ich auch keine Ahnung hatte und sich daran gewagt hat, schreibe ich ihn jetzt, in der Hoffnung, daß sich mehr Schrauber ans schweißen trauen, denn im Prinzip ist es sehr viel einfacher, als meistens orakelt wird.Nach viel lesen in Foren und auf Schrauberseiten habe ich mir das Güde 192/6K Schutzgas Schweißgerät gekauft. Das Ding kostet rund 300,- Euro und läuft mit 220Volt oder 400 Volt. Dazu kommt noch die Flasche mit dem Schutzgas und hier lohnt sich vergleichen wirklich. Die frechsten waren die Baumärkte, die teilweise bis zu 240 Euro!!! Flaschenpfand verlangt haben. Der Witz, wenn man die Flasche abgibt, bekommt man aber nur 120 Euro wieder, mit anderen Worten man wird „genötigt“ die Flasche zu kaufen und das noch zu einem relativ hohen Tarif. Am besten mal beim Industriegasefachmann im nächsten Gewerbegebiet schauen, die sind meistens günstiger.Was ich auch noch wärmstens empfehlen kann, ist ein Schweißhelm, denn wenn man nicht wirklich eine ruhige Hand hat, dann ist es besser die Schweißpistole mit beiden Händen zu führen, außerdem kann man zielen und direkt abdrücken und muß nicht zielen, Schild vor die Nase halten und blind weiterzielen um dann blind abzudrücken.Anfangen würde ich mit Übungsblechen, um es erstens „mal gemacht zu haben“ bevor es an das lebende Objekt geht und auch um die richtige Einstellung zu finden, denn Löcher produzieren geht sehr viel einfacher, als Schweißpunkte zu produzieren. Meiner Erfahrung nachist beim Güde für Dünnblech eine gute Einstellung: Stufe 2 von 6, wenig Drahtvorschub, 0,8mm Draht und 8l/min Gasdurchfluß.Nach einer knappen Stunde Übungsschweißen werdet Ihr feststellen, es ist kein Hexenwerk. Man entwickelt schnell einen „Rhytmus“ und hält fast automatisch lange genug drauf, ohne Löcher zu produzieren. Gerade während der Übungsphase lohnt sich der Blick auf die Rückseite des Blechs, damit man kontrollieren kann, ob man schön durchgeschweißt hat.Ich habe gleich am Anfang ein relativ langes Blechstück eingeschweißt und es mit mehreren Schraubzwingen gesichert. Damit stellt man auch sicher, daß die Bleche nicht schief aneinander liegen. Geduld ist alles, erstmal habe ich alle 30cm einen Punkt hingesetzt und dann langsam nach und nach das Blech komplett eingepunktet. Wenn man dann die Naht mit der Flex abschleift (erst Schrubscheibe, dann Fächerscheibe), sieht man sehr schnell, wie gut man gearbeitet hat, es ist aber tatsächlich möglich so zu arbeiten, daß man am Ende von der Schweißnaht nichts mehr sieht.Merkt man während dem Schweißen, daß etwas schief ist, rate ich gleich per Hämmerchen auszubessern, statt darauf zu warten, daß am Ende alles schief ist und sich dann nicht mehr ausbesssern lässt.Ein paar Dinge noch, bei denen mir aufgefallen ist, daß sie die Arbeit leichter machen. Sehr geholfen hat mir die gute Vorbereitung der Bleche. Insgesamt hat die Vorbereitung länger gedauert, als das Schweißen selbst. Ich habe sie komplett blank geschliffen und auch am Auto ca. 8 cm um die zu schweißende Stelle den Lack weggeschliffen. Das Blech wird so heiß, daß man mit dem schmorenden Lack sicher danach sowieso keine Freude hätte, deswegen kann man ihn auch gleich entfernen. Glühendes Metall brennt sich übrigens ganz toll durch alle möglichen Textilien durch, deswegen lange Lederhandschuhe, am besten Lederschürze und Klamotten, die nicht sofort anfangen zu brennen. Badeschlappen sind zum schweißen auch extrem ungeeignet. Jo und eigentlich wollte ich noch ganz schicke Bilder machen, die ich auch einem Kollegen hier versprochen hatte, aber seit einigen Tagen bin ich in der Medialen Steinzeit angekommen.....Drucker, Handy und Digicam haben sich innerhalb von 10 Tagen verabschiedet, so daß ich jetzt nicht mal die Bilder hochladen kann, die ich mit dem Handy gemacht habe. Noch zum Schluß, wenn man zwischendurch schleift, sollte man im Dussel nicht vergessen die Schutzbrille gegen den Schweißhelm zu tauschen. Das wollte ich aus gegebenem Anlaß noch erwähnen.Allen die es ausprobieren wollen wünsche ich viel Spaß, man muß viel experimentieren um die passende Einstellung zu finden, wenn es dann aber klappt (und das geht ziemlich schnell) dann ist es echt eine tolle Sache sich die Schweißarbeiten selber erledigen zu können.Gruß, Mattes

pv 444
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von pv 444 » Mo 31. Mai 2010, 20:02

Hallo Schweißer,freue mich mit Dir, wenn es gleich an einem der schwierigsten Teile so gut geklappt hat.Du weißt schon...Weiter so, Übung macht den Meister.GrußH.P.

Robby_Ross
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von Robby_Ross » Mo 31. Mai 2010, 20:14

Tja Mattes, ich füge mal ein paar eigene Erfahrungen mit ein.Angefangen habe ich vor ca. 2 Jahren, auch mit einem VHS-Kurs. Nein stimmt nicht ganz, ein Jahr davor habe ich schon mal reingeschnuppert auf einer Privat-Veranstaltung bei Küppi.Bei der VHS war es insofern interessant, da alle verscchiedenen Schweissverfahren erklärt wurden und auch ausprobiert werden konnten. Danach habe ich mir dann schnell ein Schutzgasgerät geholt, tschechische Produktion und für den normalen Hobby-Schweisser wohl ausreichend. Aber dann kamen 2 Kurse bei der Fahrzeugakademie Schweinfurt, mit Blechbearbeitung und Einschweissen autogen. Das hat mir besser gefallen, insbesondere weil die Schweissnähte nicht spröde werden und noch weiter bearbeitet werden können.Tja, nun brächte ich nur noch mehr Zeit, um das ganze auch trainieren und anwenden zu können, denn inzwischen habe ich auch 2 Gasflaschen und einen Micro-Brenner da. Grundsätzlich kann ich für Neulinge jedenfalls die Kurse der Fahrzeugakademie in Schweinfurt empfehlen, da man dort unter fachkundiger Anleitung echt was lernen kann, auch als Branchenfremder. Und es schaut einen keiner schief an.Aber grundsätzlich gilt für mich auch, nicht am Augenschutz sparen, und Leder-Schutz. Einmal ist mir nämlich eine Schweissperle in die abstehende Zunge meiner Sicherheitsstiefel gefallen, da bin ich ganz nett rumgetanzt. Und einen netten roten Punkt habe ich jetzt auch auf dem Fussrücken. Wie heisst es so schön? Klug sind Alle, die Einen vorher, die Anderen nachher.Nun denn, auch von meiner Seite, viel Vergnügen beim SchweissenRobby

rennelch

Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von rennelch » Mo 31. Mai 2010, 20:33

wissen kann man sich auch anlesen .danach probieren .siehe weichlöten ,hartlöten und schweissen im wiki.da ist einiges an tips und verfahren drin .oder das buch :die karosserie von olmig.grüsse uli

Rainer 07
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von Rainer 07 » Mo 31. Mai 2010, 22:22

kleine Korrektur: "Olving"GrußRainer

rennelch

Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von rennelch » Di 1. Jun 2010, 11:02

und noch nen kommentar zu mattes artikel .freihändige brenner führung ?das bekommt genau keiner fertig .auch nicht mit zwei händen .es gibt immer wackler mit höhendifferenz.wie ich es mache ?düse im 40 ° winkel auflegen ,den schweissdraht ca 3-4 mm vorstehen lassen .abziehen und gleichmässig den brenner durchziehen .die geschwindigkeit ist ne erfahrungssache .zu langsam : hohe naht zu schnell :ungleichmässige naht.dabei hinten auf einbrand achten .zu geringe stromstärke:schlechter einbrand .und nie kunstfaserklamotten ,nur baumwolle .kunstfaser schmilzt bei schweisserflöhen .und verbrennt die haut .lochpunktschwiessen NUR mit zapfendüse .brenner im 90 °winkel ansetzen,die mitte anvisieren und abziehen .dabei hilfreich : punktschweisautomatik.kann man genau auf die benötigte zeit zum punkten einstellen .bei punkten von abgesetzten blechen IMMER punkschweissfarbe verwenden .verhindert korrossion in der naht .grüsse uli

Smooth Operator
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von Smooth Operator » Di 1. Jun 2010, 22:54

Moin Uli,vielen Dank für den Tip, werde es mal ausprobieren, die Düse aufzulegen. Gruß, Mattes

mcoldie
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Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von mcoldie » Mi 2. Jun 2010, 07:44

"...abziehen und gleichmässig den brenner durchziehen..."Moins Uli,nur noch mal für mich - du ziehst den Brenner und stichst nicht, vermutlich wegen des sonst zu tiefen Einbrandes für dünne Bleche? Richtig verstanden?Wenn ich mir die Fotos vom damaligen Saarbrücker Schweißkurs anschaue habe ich den Eindruck, daß der Vorturner dort meistens stechend geschweißt hat (1,5er Bleche). Wenn das alles doch nur nicht schon wieder so lange her wäre... .Gruß Martin

rennelch

Erfahrungsbericht Schweißen für Anfänger

Beitrag von rennelch » Mi 2. Jun 2010, 09:00

hallo martin, stechend geschweisst hast du maximale wärmeeinbringung.was bei karosserien nicht so optimal ist.es wird da ja auch fast nur mit lochpunktschweissung oder im pilgerschritt geschweisst.vollnähte durchgeschweisst nur da ,wo auch ab werk ne vollnaht ist.oder bei bauteilen ab 2mm und mehr .wieso ich aufgelegt schweisse ? es bringt kaum einer fertig ,mit richtiger distanz stechend zu schweissen .denn vor allem ältere herren neigen da sehr zum wackeln.was nicht so gut für die güte der naht ist.den gezeigten schweissvorgang möchte ich mal mit 1mm blech sehen .nahtschweisen mit 1 mm geht fast nur mit unterlegter küpferplatte.probiers mal aus mit aufgelegtem schweissen .sache des ausprobierens .der draht muss soweit nach aussen stehen ,das der lichtbogen natürlich nicht in der düse ist.mit dem drahtvorschub kann dann eine anpassung an die schweissgeschwindigkeit vorgenomen werden .was auch bei dünnblech hilft : mehr kühlung duch erhöhung des gasdrucks .grüsse uli

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