Bericht Mini-Zündoszilloskop
Verfasst: Sa 13. Jun 2009, 13:24
Hallo,hier mal wie in einem anderen Unterforum verprochen eine Art Erfahrungsbericht zu "Mini-"Zündoszilloskopen.Nachdem ich gezwungen war, mich mal näher mit Motoren zu beschäftigen, und demnach viel gelesen habe, kam der Wunsch nach einem Zündoszilloskop auf.Kriterien waren:- möglichst preisgünstig (wer hat das nicht als Kriterium...)- transportabel, möglichst klein und leicht (kein Auto, sondern UL-Flugzeug mit älterem Automotor mit batteriegespeister Kontaktzündung)evtl. unter Verzicht auf- KFZ-spezifische Messungen- hohe Auflösung, eher grober ÜberblickDamit kamen nur digitale Speicheroszilloskope in Frage, und zwar folgende:- GBDSO, Selbstbaumodul für einen Gameboy, 2-Kanal- Palm Scope, Einschubmodul für einen Handspring Visor Handheld, 2-Kanal- Seintek S2405, Handheldoszilloskop, 2-Kanal, externer Trigger- Velleman HPS10, Handheldoszilloskop, 1-Kanal- diverse Multimeter mit Oszilloskopfunktion, 1-KanalNach kurzer Überlegung fielen die 1-Kanal-Geräte raus, da keines der günstigen Geräte einen externen Trigger bietet (der mit einer entsprechenden Sonde dazu dient, den Zylinder 1 an den Anfang der Darstellung zu stellen).GBDSO: War unter den Favoriten, ein Gameboy ist billig zu bekommen (ebay 1-5 Euro), sehr robust und mit nur zwei Batterien zu betreiben. Leider sehr kleiner Bildschirm, keine Speichermöglichkeit und 3,5mm-Klinkenbuchsen, dazu nur Bausatz erhältlich, zudem teuer.Seintek S2405: wäre wohl nicht schlecht geeignet, fiel aber letztendlich aus der Wahl, weil zum einen das schwerste und größte der verbleibenden Geräte, und Betrieb mit einem proprietären NiMH-Akku, der irgendwann teuer getauscht werden muß, und sich sicher immer dann grade selbst entladen hat, wenn man das Oszi braucht.So fiel die Wahl auf das Palm Scope, leider nur in den USA zu bekommen.Es hat keinen gesonderten Trigger, man kann aber den ersten Kanal triggern, dieser synchronisiert automatisch den 2. Kanal mit.Das Gerät ist sehr klein und leicht (paßt in Hemdtasche), hat im Gegensatz zu den meisten anderen Geräten bereits eine Displaybeleuchtung, und ist mit zwei Mikrobatterien (AAAA) stundenlang zu betreiben. Sind die Batterien leer, verliert er alle Daten, das Oszi-Programm wird jedoch aus der Steckkarte geladen, so daß das Teil nach Einlegen neuer Batterien trotzdem funktionstüchtig ist.Die Meßdaten (bis 40V DC bis 20 kHz, Sample-Rate 200 kHz) sind nicht berauschend, aber für eine grobe Diagnose ausreichend.Eigentlich wollte ich eine kapazitative Sonde selber bauen, allerdings hätte man für eine korrekte Abstimmung wohl ein "richtiges" Oszilloskop benötigt, um die zu verwendenden Kapazitäten zu ermitteln. Letztendlich habe ich eine (angeblich) passende 1:1000-Sonde in den USA gekauft.Aus meinen ca. 17 kV sollten also 17 V für`s Oszi werden. Tatsächlich hat die Sonde ein Verhältnis von 1:10000, da Oszi zeigt also 1,7V an. Damit kann ich leben, man stellt eben die Vertikalachse entsprechend ein. Dazu standen die Bilder auf dem Kopf, so daß man die Sonde umstecken muß, offenbar sind die Bananenstecker vertauscht (mangelnde Qualitätskontrolle??).Eine Triggersonde habe ich bisher nicht; auch diese kann man aber bestellen, allerdings ist sie mir mit weiteren rund 50$ 40$ Versand zu teuer.Ein Adapter, um die Drehzahlsonde meines Schließwinkelmessers anzuschließen, war schnell gelötet, allerdings gibt diese nur ein extrem schwaches Signal ab, so daß ich hier noch nach einer Alternative suchen muß.Ohne Triggersonde kann man in der Gesamtansicht (Sonde auf Kabel zum Verteiler) nicht den einzelnen Zylinder identifizieren, kann aber jederzeit einen einzelnen Zylinder ansehen, in dem man die Sonde auf das betreffende Zündkabel klemmt. Die Zündkabel müssen dazu nicht abgenommen werden, es wird ein Zängchen übergeklemmt.Nachdem ich keinerlei Erfahrung mit Oszilloskopen habe, und mir eine Triggerung noch fehlt, ist es bisher schwierig, reproduzierbare Ergebnisse aufzuzeichnen, weil das Oszi keine Aufzeichnung, sondern nur die Herstellung von Bildschirmschnappschüssen erlaubt, diese allerdings unbegrenzt. Die Bildchen überträgt man mit der Dockingstation des Visor/Palm auf den PC und kann sie dort problemlos in ein gängigeres Bildformat (der Palm verwendet XPM) umwandeln.Ein Beispielbild hängt an; wie man sieht, sind alle charakteristischen Merkmale zu erkennen.Beim UL-Flugzeug ist es nicht einfach, genaue Ablesungen zu machen, weil man zusätzlich zu den Vibrationen noch im Propellerwind steht. Das Problem stellt sich beim Auto nicht, allerdings habe ich leider momentan keinen Zugriff auf einen Benziner, und bei den Benzinern meiner Freunde kommt man nicht an die Zündkabel...Es gibt keine vertikale Skala, man kann aber das Bild anhalten und zwei Meßpunkte setzen, die einem dann genaue Werte (Spannung, Zeit, sowie jeweils Differenzen) anzeigen. So kann man auch (über Umweg) den Schließwinkel ermitteln, aber ein Schließwinkelmesser ist dafür wohl einfacher und genauer.Zusammenfassung: Trotz recht einfacher kein Vergleich mit einem Werkstattoszilloskop. Das Werkstattoszi hat dem kleinen die hohe Qualität und Auflösung voraus, das ist keine Konkurrenz.Kein Röhrenoszi erlaubt aber einfachen mobilen Betrieb, auch die Lösungen für den PC nur eingeschränkt. Man hat immer ein Kabelverhau.Hier ist das Palmscope unschlagbar. Es wiegt ohne Kabel gerade mal 150 Gramm, und ist daher tauglich für Rucksack, Bordwerkzeug oder Handschuhfach. (wohl eher, wenn man auf Treffen oder zum hilfebedürftigen Kumpel fährt, wer macht beim eigenen Auto schon unterwegs ein Oszillogramm...).So, das war`s erstmal. Vielleicht hilft`s jemandem.