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Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 07:45
von hallo-stege
(Quelle: Wirtschaftswoche Sept. 2004)Kosten für Maschine und Ausrüstung sind vielen zu teuer - Motorradbranche kommt nicht in FahrtFür die Motorrad-Hersteller in Deutschland nimmt die Talfahrt kein Ende. Nicht nur gegen die Konjunkturflaute hat die Branche zu kämpfen, es fehlen ihr auch die jungen Käufer.HB MÜNCHEN. Seit Jahren kämpft die stark auf Freizeit und Fahrspaß ausgerichtete Branche gegen die anhaltende Konjunkturflaute, Motorrad und Roller sind für viele Verbraucher zum teuren Luxus geworden. Und auch beim Image hapert es offenbar, bei vielen jungen Leuten scheint Motorradfahren out zu sein. „Wir merken deutlich die Kaufzurückhaltung“, sagt der Sprecher des Industrie-Verbandes Motorrad Deutschland (IVM), Michael Kusmanov. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres blieb die Zahl der Neuzulassungen bei Krafträdern um etwa acht Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Gegensteuern wollen die Hersteller mit neuen Trends, die in der kommenden Woche bei der internationalen Motorradmesse „Intermot“ (15. bis 19. September) in München vorgestellt werden. Vor allem jüngere Käufer sind für die Branche Mangelware. „Der Drang, den Führerschein zu machen, wäre schon da, aber das Geld eben nicht“, sagt der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände, Gerhard von Bressensdorf. Seit Jahren seien die Bewerberzahlen rückläufig. Gerade bei der Ausrüstung für Motorradfahrer wie Schutzbekleidung oder Helme habe es in den vergangenen Jahren eine regelrechte Preisexplosion gegeben. Auch dies sei ein Grund dafür, dass die 30- bis 50-Jährigen mittlerweile die größte Gruppe der Motorradfahrer darstellten, glaubt Bressensdorf.Zu hohen Kosten für Maschinen und Ausrüstung komme eine starke Konkurrenz durch andere mobile Freizeit-Aktivitäten wie das Mountainbike-Fahren. „Solche modernen Sportarten binden sehr viel Geld“, sagt Bressensdorf. Und für den Trendforscher Peter Wippermann steht auch ein gesellschaftlicher Wandel hinter der Flaute: „Mit dem lonesome rider, der alle Verpflichtungen hinter sich lässt, kann sich heute niemand mehr identifizieren“, sagte Wippermann der Fachzeitschrift „Bike und Business“, das Internet habe die Straße als zweites Zuhause junger Menschen inzwischen abgelöst. Aber auch bei der älteren Kundschaft sitzt das Geld nicht mehr so locker wie in früheren Jahren. „Während sich manche Käufer früher alle zwei Jahre eine neue Maschine zugelegt haben, sagen sie sich heute: Das Ding läuft doch noch“, sagt Kusmanov vom Branchenverband IVM. Wenig zuversichtlich ist auch der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Seit Ende der neunziger Jahre seien die Zulassungszahlen rückläufig, auch in diesem Jahr sei keine Besserung in Sicht. „2005 wird es allenfalls in kleinen Schritten aufwärts gehen“, erwartet Verbandssprecher Helmut Blümer. „Das ist ein Ausdruck der Unsicherheit der Konsumenten.“ Die Motorrad-Branche folge mit noch deutlich stärkerem Abwärtstrend der schwachen Autokonjunktur in Deutschland.Stärker als in früheren Jahren setzten die Hersteller angesichts der anhaltenden Absatzschwäche zur „Intermot“ neben PS-starken Hubraum-Riesen auf Allround-Maschinen, die sich für Kurzstrecken ebenso eigneten wie für Reisen, sagt Kusmanov. So warteten große Motorrad-Bauer wie Yamaha, Suzuki, Honda und BMW in diesem Jahr mit 600-Kubikzentimeter-Maschinen bei der Motorrad-Messe auf, die auch beim Preis eher im Mittelfeld angesiedelt seien. Honda beispielsweise hat sich für seine CBF 600 in diesem Jahr in Deutschland ein Absatzziel von 6 000 Stück gesteckt. „Das ist ein klassisches Modell für Wiedereinsteiger“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Auf rund acht Millionen schätzt das Unternehmen die Zahl der Menschen in Deutschland, die zwar einen Motorradführerschein besitzen, aber keine Maschine haben oder nicht regelmäßig fahren.
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 10:11
von oldsbastel
Das Problem ist schon länger bekannt und erinnert mich irgendwie an die 50er und 60er, als viele Motorradhersteller von der Bildfläche verschwunden sind.Der Artikel hat Recht. Es gibt kaum noch Motorradfahrer unter 30-35 Jahren. Bei den heute 18-jährigen ist Motorrad fahren mega out. Die Preise sind daran sicher nicht unschuldig. Eine 1100er ist praktisch nicht mehr unter 10.000 EUR zu bekommen, ein guter Helm kostet locker 500,- EUR.Dafür bekommt man für das Geld immer mehr überflüssigen Quatsch. Wer braucht schon ein Motorrad mit Bremskraftverstärker (BMW)? Die Kisten heben auch ohne das Hinterbeinchen. Oder einen elektrischen Fensterheber an der Verkleidung (Suzuki)? *kopfschüttel*
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 14:34
von Frankie
Insgesamt werden weniger Motorräder abgesetzt, gleichzeitig aber werden die verkauften Motorräder immer teurer und größer.Das meistverkaufte Motorrad 2003 in Deutschland war die BMW R1150, und überhaupt war BMW die meistverkaufte Marke bei den Neuverkäufen.Da frage ich mich, wie das sein kann in einer Zeit, in der die Arbeitslosenzahlen immer weiter steigen, noch nie so viel Leute Angst um ihren Job hatten wie heute und, wie man fast täglich in der Zeitung lesen kann, die deutsche Wirtschaft nicht in Schwung kommt weil die Konsumenten ob düsterer Zukunftsaussichten ihr gespartes Geld einfach nicht ausgeben?Ja, also wie passt das zusammen? Meiner Meinung nach ist das ein Indiz dafür, dass die Reichen immer reicher werden (auch und gerade in schlechten Zeiten); die Armen immer ärmer, und die Mittelschicht gibt's bald nicht mehr.In den 80ern gab es noch ein reichhaltiges Spektrum an (damals: Mittelklasse-) Maschinen von 250 bis 500 ccm; und heute?: 500 ccm ist das absolute Minimum, Suzuki schämt sich gerade zu, noch die GS500E im Programm zu haben, Yamaha u. Kawasaki haben gleich gar nichts mehr unter 600 ccm im Programm. Daraus schlussfolgere ich, dass die Hersteller gar nicht mehr günstige kleine Bikes unter 5000 Euro verkaufen wollen. Man macht lieber Kasse mit den großen Maschinen, bzw. mit den Leuten die sich die großen Bikes noch leisten können.Gruß Frank[Diese Nachricht wurde von Frankie am 14. September 2004 editiert.]
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 15:48
von oldsbastel
Die Frage ist, ob sich Motorräder unter 500 cm^2 überhaupt noch verkaufen lassen. Das Motorrad ist ein reines Sportgerät geworden - und "wer sich kein vernünftiges Sportgerät" leisten kann, der muss es eben lassen. (Man beachte die Anführungszeichen, bevor es wieder Gezeter gibt )Mit einm 500 cm^2 Brot-und-Butter-Motorrad ist man doch eigentlich untermotorisiert oder outet sich als weniger vermögend. Das Gleiche gilt bei Kombis ohne integrierte Klimaanlage und Helmen ohne auf dem Visier eingeblendeten Navigationssystem und ohne Papageien-Lackierung.
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 19:43
von Meisterschrauber
"Eure Armut kotzt mich an !" ... möchte man da doch am liebsten den nadelgestreiften Vertriebsleitern der betroffenen Markenhersteller entgegenrufen...Jahrelang haben sie in den Achtzigern und Neunzigern billigen Plastikmüll für viel Geld verhökert und beim Währungswechsel dann oft nur das Währungszeichen auf den Preisschildern getauscht. Den 500er Eintopf für DM 4.500,- mit Helm als Zugabe gibt es schon lange nicht mehr, das 500er Einstiegsmodell bei Suzi kostet heutzutage dasselbe, nämlich 4.480,- aber in EURO (!!!) und mit der Kluft wird dann nochmal ordentlich Reibach gemacht. Da wundern sich nun die feinen Herren, wenn dem Führerschein-Neuling das doch etws zu viel ist ? Der Lappen allein kostet ja heute schon ein halbes AZUBI-Vermögen.Den "Dreier" bracht aber heute jeder, um beruflich wenigstens den Hauch einer Chance zu haben..."Mobilität" ist heutzutage eine Einstellungsvoraussetzung, sogar für AZUBIs.Der Gebrauchtwagenmarkt liegt preislich danieder - d.h. ich bekomme für das Geld eines neuen Bike jeden x-beliebigen 5-Jahres-Schlitten, von der S-Klasse bis hin zum Cabrio - damit läßt sich auch viel besser 'ne Braut abschleppen, als auf'm Bike...Außerdem kann ich dabei (heute Pflicht!) meine Designer-Schlabberjeans und Sneakers anbehalten und muß nicht im stinkigen Leder umherschwitzen. Den Wagen stell' abends ich in die Laternengarage... hat schon mal jemand von Euch seine Hayabusa abends in den Keller geschleppt...??? Unter der Laterne überlebt die in der Stadt allerdings keine Woche. Was ich damit sagen will: Das Problem ist ein Mix aus finanziellen, sozialen und gesellschaftlichen Voraussetzungen, die sich in den letzten 25 Jahren gründlich geändert haben. Da werden die Nadelgestreiften auch mit keiner Marketingaktion so schnell was dran ändern können... Mopedfahren wird zum exclusiven Hobby derer werden, die fanatisch genug sind die nötigen Groschen dafür zusammenzukratzen... die paar Snobs, denen die Kosten überhaupt nicht wehtun, sind sowiso nur Sonntagsfahrer mit derzeit geringem Marktanteil, der dann natürlich im Verhältnis steigen wird. Also bleibt wohl alles wie es sich in den letzten Jahren entwickelt hat - Roller en mass für die Kids, um die Disco zu stürmen und fette Boliden für Hi-Speed-Freaks und Geldsäcke mit Egoproblemen. Die Mittelklasse ist tot - ...wie im richtigen Leben...!Wohlgemerkt - wir reden hier vom NEU-Fahrzeugmarkt - bei den Gebrauchten wird künftig soviel zusammengebastelter Schrott rumfahren, wie der TÜV gerade noch zuläßt...Da lobe ich mir doch die Oldtimerfraktion - hier habe ich für relativ kleines Geld die Auswahl in jeder Hubraumklasse, unterliege keinem Mode- oder Geschwindigkeitszwang und habe bei jeder Fahrt einen Spaß- und Aufmerksamkeitsfaktor der mir persönlich zehnmal höher erscheint als in der Masse irgendwelcher Plastik-Rennsemmeln unterzugehen.Bin gespannt auf Eure Antworten... Euer Meisterschrauber
http://de.geocities.com/der_meisterschr ... _m55j.html
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 20:47
von goggo
Bin auch immer erstaunt - bei uns am Firmenparkplatz 90% BMW (und fast keine alten..)Ich trau mich schon gar nimmer vorn mit der Gülle zu parken...

)Ähm a bisserl weg vom Thema ...Ist wer auf der Intermot in München ???
www.intermot.de Helmut der am fr. dort ist...[Diese Nachricht wurde von goggo am 14. September 2004 editiert.]
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 20:53
von goggo
scrapp....

)[Diese Nachricht wurde von goggo am 14. September 2004 editiert.]
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Di 14. Sep 2004, 23:34
von mog
Es geht immer noch preiswert. Ich habe mir vor ein paar Tagen eine neue Royal-Enfield Bullet 500 Standart bestellt, kostet 2.999,- Euro beim Importeur. Da Indien weit weg ist, kommt das neue Mopped leider erst im November. Aber es gibt ja auch schöne Wintertage.Gruß Mog
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 09:22
von hallo-stege
... und ich bleibe bei (uralten) 50 ccm, auch wenn mir dann 450 ccm fehlen, um ernst genommen zu werden Es ist wirklich schwer geworden, die Jungs und Mädels, die heute 16 sind, vom Moped zu begeistern. Und spätestens, wenn sie die Kosten für den Führerschein, die Klamotten und das Mopedle hochrechnen, ist bei den meisten Schluss. Hier im Kieler Raum fahren jede Menge hochfrisierte Mofa - Roller, die Jungs haben meist nur den Mofa-Schein und sind in T-Shirt und kurzer Hose unterwegs. Für den Roller selbst und das Tuning hat das sauer Ersparte grad noch gereicht Gruß von Frank------------------
www.kreidler-museum.de
Motorradbranche kommt nicht in Fahrt
Verfasst: Mi 15. Sep 2004, 10:12
von oldsbastel
Zitat:Original erstellt von hallo-stege:... und ich bleibe bei (uralten) 50 ccm, auch wenn mir dann 450 ccm fehlen, um ernst genommen zu werden Dem würde ich so nicht zustimmen. Wir wissen doch alle, das ab einem gewissen Fahrzeugalter andere Kriterien in den Vordergrund rücken. Meine DKWs werden eigentlich schon ernst genommen - es sei denn, du hast es mit Trendfanatikern zu tun, die generell gegen Altfahrzeuge allergisch sind.Anders sieht das sicher mit Fahrzeugen bis 20 oder 25 Jahre aus. Solche "ollen Schrottkisten" werden nur von "Proleten" gefahren. Schau dich mal bei deinen Kollegen um, wie verbreitet die Meinung - sicher nicht zu unrecht - dort ist. Bei einem 20 Jahre alten Auto gehen beim TÜV doch erst mal die Augenbrauen hoch.