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BILDUNG, BILDUNG und kein Ende...
Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 02:04
von oldierolli
Hallo, ich kann es langsam nicht mehr hören und diese Naivität lässt mich nur den Kopf schütteln. Da wird gejammert über viele Arbeitslose, die alle keinen/ausreichenden Berufsabschluss haben. AHA, da brauchen wir jetzt alle Abitur mit Studium, und SCHWUPPS, haben wir Vollbeschäftigung... So ein Blödsinn. In der Zeit des Wirtschaftswunders waren, schätze ich mal, fast die Hälfte aller Arbeitnehmer in "fremden" Berufen tätig, da es ja alle mögliche Arbeit gab. Fluglehrer als Kraftfahrer, Bäckermeister als Kosmetik-Außendienstler, Bankkaufleute als Technische Zeichner, Handwerker als Versicherungsvetreter. Das Ergebnis: die meisten haben ein ordentliches Arbeits-ERGEBNIS erzielt und wurden (oft auch ohne Tarif) tariflich oder sogar übertariflich bezahlt. Und die Wirtschaft brummte. Und HEUTE sieht es doch auch so aus, dass z.B. bei SCHLECKER jemand wegen eines "Dipl.Kaufmanns" NICHT 20€ pro Stunde bekäme. Und ohne Berufsausbildung kann man an der Kasse oder im Reinigungsdienst etc. etc. sogar BESSER sein als ein Doktorand. Warum werden immer so viele Märchen erzählt? Kopfschüttelnden Gruß. Rolf
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 02:47
von ford64
Zitat:Original erstellt von oldierolli am/um 25.01.10 01:04:53Warum werden immer so viele Märchen erzählt? Hallo Rolf,ganz einfach: weil Märchen so wunderbar von den Problemen der Realität ablenken!Gruß,Simon
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 07:52
von StevieP2
Auch wenn es natürlich immer die Leute an der Kasse beim Schlecker geben wird, sollten wir uns aber auch nichts vormachen: Hier in Deutschland wird auch weiterhin die produktive Arbeit abgebaut werden, da wir einfach noch im internationalen Vergleich zu teuer sind.Wenn wir nicht auf das Lohnniveau von anderen Ländern zurück fallen wollen (wohin ja momentan die Reise geht), dann geht das nur dadurch, dass wir besser ausgebildet sind und durch Know-How einen Vorteil vor anderen Ländern haben.In diesem Zusammenhang ist also der Ruf nach besserer Ausbildung schon richtig.Ich befürchte aber, dass unser föderalistisches Schulsystem auch in 20 Jahren noch zum Großteil die falschen/ unnützen Dinge den Schülern lehrt... zumal auch viele Eltern nicht willig/ in der Lage sind, Ihre Kinden zu fördern.SteffenBeitrag geändert:25.01.10 06:49:51
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 10:52
von Knochentreter
Zitat:Original erstellt von oldierolli am/um 25.01.10 01:04:53Fluglehrer als Kraftfahrer, Bäckermeister als Kosmetik-Außendienstler, Bankkaufleute als Technische Zeichner, Handwerker als Versicherungsvetreter. Das Ergebnis: die meisten haben ein ordentliches Arbeits-ERGEBNIS erzieltHeute ersetzen wir das "als" durch ein "und".Denn mit nur einem Job geht es für viele schon lange nicht mehr.KTBeitrag geändert:25.01.10 09:49:52
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 14:06
von oldierolli
@ KT, ein Staat, in dem man nicht mit EINEM Voll-Einkommen (egal wie familiär aufgeteilt) einen "normalen" Lebensstandard erreichen kann, ist doch ein kranker Staat (wie die DDR, in der beide VOLL arbeiten MUSSTEN zum Sieg des Sozialismus). Putzfrauen in Moskau lachen schon über die BRD; die kommen längst nicht mehr hierher, da sie dort mehr verdienen als ein junger Facharbeiter hier. @ Steffen: wo kein MARKT ist, nützt auch keine höhere Qualifikation. Das erstmal vorab. Gruß. Rolf
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 14:16
von Knochentreter
Zitat:Original erstellt von oldierolli am/um 25.01.10 13:06:57Putzfrauen (...) da sie dort mehr verdienen als ein junger Facharbeiter hier. Ich muss Dir wohl leider recht geben.Ich kratze mich auch langsam am Kopf angesichts des spürbar steigenden Anteils an deutschen Fahrradboten, Kellnern und Arbeitern hier in Österreich. Ich habe mich vor kurzem lägner mit dem neuen Tankwart an einer meiner Stamm-Raststätten hier in Niederösterreich utnerhalten - nach langer vergeblicher Jobsuche in seiner Heimat Thüringen hat er drauf gepfiffen und ist hierher ausgewandert.KT
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 14:38
von StevieP2
Zitat:Original erstellt von oldierolli am/um 25.01.10 13:06:57@ Steffen: wo kein MARKT ist, nützt auch keine höhere Qualifikation.In der Wirtschaftswunderzeit war unser Markt vielleicht noch hauptsächlich Deutschland alleine. Heute muss unser Markt weltweit sein.Wenn wir hier permanent nur produzierendes Gewerbe gegen Dienstleistungsgewerbe ersetzen und mit unseren Arbeitskräften immer weniger selbst produzieren werden wir hier hier alle verlieren.Steffen
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 15:16
von healdok
Also ich predige meiner Tochter immer, dass ein guter Schulabschluss und Studium und auch Fremdsprachenkentnisse auf keinen Fall verkehrt sind. Gleichzeitig soll sie aber auch sich weltweit flexibel orientieren. Also auf keinen Fall nur hier im Schmalbanduniversum dieser Region. Ich bin heute schneller in London oder Stockholm als in Fulda (nur so als Beispiel) und kann dort genausogut leben. Früher musste ich mich mit meinem gegebenen Lebensraum abfinden. Heute steht mir die Welt offen und ich kann da meinen Lebensmittelpunkt legen, wo es mir mit allen Begleitumständen am besten gefällt.GrußJosef
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 16:37
von wokri
@healdok,tendenziell hast du Recht, ein guter Schulabschluss ist was die Arbeitssuche angeht sicherlich besser, aber dass er die Grundlage für ein sicheres Auskommen ist, das steht auf einem anderen Blatt.Aber kommen wir einmal zurück zum Ursprung.Mit Bildungsdikussionen, die zu mal oft keine sind, kommen wir hier auch nicht weiter. M.E. ist das Problem vielschichtiger:- Jeder Handwerksbetrieb verlangt heute von einem Bewerber mindestens einen Realschulabschluss, obwohl der oftmals gar nicht nötig wäre. Der Hintergrund ist nicht das erhöhte theoretische Wissen, sondern ein von Hauptschülern nicht mehr ädäquatem Sozialverhalten. Hier können Bildungsinstutionen nur begrenzt etwas leisten, hier wären die Eltern gefragt. Nur die intessieren sich für ihre Pens nur begrenzt, nämlich dahingehend, dass sie das Maul halten. Das wird dann mit einem Zuwachs an Konsumgütern kompensiert, wird allerdings seitens der Schule einmal ein zusätzliches Buch verlangt, ist gleich Barrikadenkampf angesagt. Ich erlebe das als Pauker fast täglich.- Wir können nicht jeden zum Abitur bringen, das ist unmöglich, es sei denn wir senken das Niveau noch mehr als es ohnehin schon gemacht wird.- Die deutsche Industrie bzw. wirtschschaft hat auch eine grundsätzlich andere Denke als die skandinavischen Länder. Hier werden andere Löhne gezahlt als in D. Hier ist auch das Arbeitsverhältnis, glaubt man den Auswanderern, ehe ein miteinander. Bei uns, so drängt sich mir der Eindruck auf, ist das amerikanische Streben nach max. Profit das non plus Ultra.Und bevor jetzt gleich einer brüllt, die haben aber auch einen flexibleren Kündigungsschutz bzw. keinen, dann sollte er aber auch bedenken, dass die folgenden Sozialleistungen weit über dem liegen, was du hier in D bekommst. Es wird sich auch weitaus intensiver um einen Arbeitsuchenden gekümmert als in D., wo dieser mit irgendwelchen schwachmatischen Maßnahmen tyrannisiert wird.Ich kann Rolf nur beipflichten, ich kann das Thema auch nicht hören, weil ich erlebe, dass viele ihre geistigen Blähungen loslassen, aber getan wird nichts. Bröckelnder Putz, veraltete PCs, beschissene Klos usw.Geld ist da, aber nur für Herrn Ackermann und co.WolfgangBeitrag geändert:25.01.10 15:35:22
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Verfasst: Mo 25. Jan 2010, 17:57
von FREDDY
Wenn ich mich an der Uni so umschaue, beschleicht mich das Gefühl, dass jeder halbwegs durchschnittlich begabte Mensch heutzutage das Abi hinterhergeworfen bekommt. Diese Leute (meistens Mädels) haben einen so unglaublich breiten Horizont, dass ihnen nichts besseres einfällt, als Lehrerin werden zu wollen. Und dabei halten sie mit ihrem unterirdischen Niveau all diejenigen vom Lernen ab, die nicht nur aus Verlegenheit ein Hochschulstudium begonnen haben.Sicher ist das Abi heutzutage quasi Standard, auch bei vielen Lehrberufen. Die scheinen aber garnicht mehr interessant zu sein, da man Schülern eigentlich nur ein Studium als einzig heilsbringenden Weg anpreist. Und die Moral von der Geschicht'? Eine Schwemme von Pseudo-Akademikern, die man noch zusätzlich entwertet, indem man sie mit einem wertlosen Bachelor-Abschluss bedenkt.Bildung nach Neigung statt nach gesellschaftlicher Salonfähigkeit, wie wär's mal damit? Gruß,Freddy