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"Lüüch mich ned an !!"

Verfasst: So 18. Dez 2005, 20:30
von cafe.in
Unterüberschrift: Als Nikolaus unterwegs - Eindrücke eines Aktiven(diese Geschichte habe ich aus unserer Tageszeitung, sie ist einfach herrlich komisch, und passend zur Weihnachtszeit)(Einleitung Alle Jahre wieder....kommt auch der Nikolaus. Und weil der nicht alles alleine schafft, braucht er Helfer. Deshalb verkleidet das Arbeitsamt Studenten mit roten Mützen und stattet sie mit Nikolaus-Mänteln aus. Gestern abend hatten die Nikoläuse natürlich besonders viel zu tun. Natürlich dauert der etwas andere Studentenjob aber noch bis Weihnachten. Einer dieser Nikoläuse heißt bürgerlich Heijko. Im folgenden schildert er Eindrücke von seinem schweren Job..."Sie müssen durch die Garage, das Tor ist angelehnt und schwingt leicht nach oben. Hinten in der Garage ist eine Türe, neben der Türe in einer blauen Tonne liegt dann der Sack mit den Geschenken. Wenn Sie durch die Türe gehen, kommen sie in den Garten und durch den Garten über die Terrasse ins Wohnzimmer"."Prima, ich bin dann um 18.30 Uhr ihr Nikolaus", sage ich und wiederhole die Adresse. "Sie haben drei Kinder, vier, sechs und neun Jahre alt, einen Hund und einen Opa. Wollen Sie ihrer Frau auch was schenken?" Eine wichtige Lektion: Am Ende des Telefonats werden noch einmal alle Informationen wiederholt. Alles wird aufgeschrieben, und es entsteht ein Ablaufplan: Wer wann und wo ?Wo stehen die Geschenke? Haben sie Zettel, die nicht abreißen, wenn sie im Jutesack durchgeschüttelt werden? Gibt es eine Liste mit den Namen der Kinder?Denn die Kinder erwarten, dass der Nikolaus alles weiß. Also braucht man einen Zettel mit den Namen, einer knappen Beschreibung des Aussehens und ein paar Stichworten zu den Ereignissen der letzten Wochen. Höchstens eine Kritik und viel Lob.Ein Nikolaus muss seine Auftritte genau planen, zwischen den Bescherungen soll ausreichend Zeit sein, damit auch Schneegestöber und unerwartete Flirts mit der Polizei ("Wie sehen Sie denn aus ? Haben Sie etwas getrunken?") nicht die Pünktlichkeit gefährden. Pro Einsatz und Fahrt sollte eine halbe bis dreiviertel Stunde eingeplant werden. Für Kindergärten braucht man länger:Zehn Uhr morgens im Summerhill-Kindergarten: die lieben Kleinen sind antiautoritär erzogen und musisch begabt. Sie singen alle zusammen ein Lied, dann darf der Nikolaus ökologisch wertvolle Äpfel verteilen.Anschließend improvisiert die Blockflötengruppe frei. Alle zehn Kinder sind mit Mahagoni-C- Flöten ausgestattet. Sie haben mit dem Musikunterricht vor zwei Wochen begonnen.Die Erzieherin ist überzeugt, dass gerade die erten Schritte der musischen Erziehung besonderer Verstärkung und keinerlei Kritik bedürfen. Dann verteilt der Nikolaus Cashewkerne, die politisch korrekt gepflückt wurden.Die Rythmusgruppe improvisiert frei auf Trommeln und Öltonnen und zerschlägt Poltergeschirr. Der Nikolaus verteilt zur Belohnung Sarah-Kay-Puppen. Die Tanzgruppe improvisiert das Alphabet zu Punkmusik. Der Nikolaus verschenkt persönliche Präsente, welche die Eltern gespendet haben.Um 13 Uhr tauschen alle Gruppen die Instrumente, machen eine gemeinsame Aufführung und reimen Spottverse auf den Weihnachtsmann. Dann versuchen sie, zentrale Szenen aus "Gulliver in Lilliput" nachzustellen.Um 16.15 Uhr beginnt die Tour zu den Familien. Zuerst hat sich eine Großfamilie mit mehreren Elternpaaren, Kindern und Großeltern einen Nikolaus gewünscht.ÜBERQUELLENDER SACKDen überquellenden Sack mit Schachteln, Tüten, Bobbycar und Süßigkeiten auf den Rücken geschultert, in der anderen Hand die goldene Glocke hoch über dem Kopf schwingend(und mit der dritten Hand die Tür öffnend) betrete ich mit Siebenmeilen-Schritten den Raum."Ho,ho,ho!" "zeig`mir deinen Po", murmelt ein Junge, der auf einem Sofa lümmelt. Alle Kinder kichern. "Wart ihr denn auch brav?" "Jaaa!" rufen die KInder. Ich drehe mich zu den Papas: "Und ihr? Wart ihr auch brav?" "Ja, immer doch." "Klar." "Na ja doch." Ich fixiere einen etwa 30-jährigen Mann mit kariertem Hemd: "Wirklich?" "Ich bin immer brav." "Immer?", hake ich nach."Immer", sagt er mit einem koketten Augenaufschlag."Lüüch den Nikolaus ned an!", donnere ich mit gewaltiger Stimme zurück, so dass sich der Papa ängstlich zurückzieht. "Niemand ist immer brav!" Der Papa nickt. "Hast du im letzten Jahr viel gearbeitet?" "Ja." Das ist gut. Aber hast du auch mit den Kindern gespielt?" "Ja", ruft ein Mädchen, "wir hatten ganz tolle Ferien und der Papa war jeden Tag mit uns spielen".Hmmm. "Und hast du mit Mama gestritten?" "...Ja, schon,manchmal..." "Gut," Ich wende mich zu den Kindern: Streiten ist ganz normal. Alle streiten sich manchmal. Aber man muss lernen, sich zu vertragen".Dann frage ich das Mädchen, das vorher Papa in Schutz genommen hat: "Ich habe gehört, dass die Mama manchmal alles zwei Mal sagen muss?" "Zwei Mal?" ruft die Mama, "drei Mal oder vier Mal!""Ja, und was lernt das Kind denn dabei, wenn du alles zwei Mal sagst?", will ich von der Mama wissen. "Nichts", gibt mir die Mama verschüchtert zurück. "Doch, nämlich dass es beim ersten Mal nicht richtig zuzuhören braucht, denn du sagst es sowieso noch einmal."Ich drehe mich wieder zu den Kindern: "Und was lernt die Mama?" "Nichts," sagen die Kinder. "Doch", antworte ich, "nämlich, dass sie alles zwei Mal sagen muss. Stellt euch vor, sie geht zum Bäcker und sagt, ich will zwei Brötchen, zwei Brötchen."Die Kinder lachen. "Wie viele Brötchen bekommt sie dann?" frage ich. "Vier!", rufen die Kinder "Und wie viele wollte sie haben?" "Zwei". "So", sage ich, "und warum stehen bei Mama so viele Schuhe im Regal?" Und wenn der Abend gut läuft, bekomme ich ein Trinkgeld - damit ich wieder gehe.Heijko B.(Nähere Infos gibt die Studentenvermittlung des Arbeitsamtes)

"Lüüch mich ned an !!"

Verfasst: So 18. Dez 2005, 22:18
von Manta-Simon
Zitat:Original erstellt von cafe.in: Und wenn der Abend gut läuft, bekomme ich ein Trinkgeld - damit ich wieder gehe.Heijko B.(Nähere Infos gibt die Studentenvermittlung des Arbeitsamtes)Wieviel?Und welche Vermittlung?mfg, Mark