Entartungen der deutschen Sprache...und mehr...

[oldsbastel]

Zitat:Original erstellt von arondeman am/um 19.06.07 17:33:39Ond mit dene Kärra ood'r derre Räätsch hot des fei nix zom do!Grundsätzlich hat das damit fei nix zom do, aber schwierig wird es dann, wenn dene Kärra, derre Räätsch und derre Türe in Bedieungsanleitungen aus BaWü auftaucht. Erzähl mir nix, habe ich schon mehrfach gesehen.

[arondeman]

Kann ich mir gut vorstellen. Habe beruflich auch immer mal wieder mit diesem Problem zu tun. Hat aber nicht wirklich etwas mit der Herkunft zu tun - mal abgesehen davon, dass der Maschinenbau etc. im Südwesten etwas stärker konzentriert ist als anderswo. Manche Ergüsse nord(irr)lichternder Hersteller und ihrer Verfasser sind auch nicht unbedingt immer besser. Das Grundproblem ist m.E. ein anderes: Es gibt in der Industrie (im Mittelstand vielleicht sogar noch etwas häufiger) heutzutage eine erschreckende Zahl von "Inschinören", die, wenn sie aufgefordert werden, ihr Tun schriftlich zu dokumentieren (egal ob für interne Berichte und Protokolle oder für kundenfertige Anleitungen), ungefähr so schreiben, wie man es vielleicht vom blau- oder graukitteltragenden Obermeister alten Schlags in der Fertigung beim MÜNDLICHEN Umgang mit seinen Gesellen oder im Berichtsheft eines ebensolchen Gesellen erwarten und tolerieren würde, aber nicht von einem "Inschinör". Kurz, die Umsetzung dessen, was im Kopf des Inschinörs vorgeht, in ein flüssiges, für jedermann (vor allem für die Endkundenzielgruppe) verständliches und nachvollziehbares SCHRIFTdeutsch klappt mitunter nur sehr bedingt. Gerade so, als ob schon seit geraumer Zeit die Einstellung "Ich bin Inschinör, ich muss rechnen und konstruieren können, aber nicht schreiben" schon bei der Ausbildung vorherrscht.

[oldsbastel]

Zitat:Original erstellt von arondeman am/um 20.06.07 09:32:54Gerade so, als ob schon seit geraumer Zeit die Einstellung "Ich bin Inschinör, ich muss rechnen und konstruieren können, aber nicht schreiben" schon bei der Ausbildung vorherrscht. Die Einstellung herrscht NOCH vor. Aber auch die Inschinöre begreifen so langsam, dass es so nicht geht - speziell nicht im Zeitalter der E-Post und der deutlich gestiegenen Anforderungen an die Produktdokumentation. Ansonsten stimmt das so nicht. Ich kenne sowas eigentlich nur aus süddeutschen Bedienungsanleitungen (speziell BaWü) - und ich sehe viele Bedienungsanleitungen! Niemand würde hier "Machen 'se de Däre an der Maschine zu!" oder "'Se müssen enen 19er Schlüssel middebringen." schreiben. Das gibt es nur in BaWü.Beitrag geändert:20.06.07 10:06:19

[Mario]

Zitat:Original erstellt von Sierra am/um 20.06.07 09:04:09Rolf, das Eszet ist, glaube ich, aus der Sütterlin-Schrift. Dort sind ein End-s und ein z ineinandergeschrieben. Einspruch! Nicht das Schluß-, sondern das lange "S" ist mit dem "z" verbunden.Viele Grüße,Mariopraktizierender Sütterlin-Schreiber

[Leines]

Zitat:Original erstellt von Sierra am/um 19.06.07 12:30:55Leines kommt aus meinem Nachbarort. Danke Michael,Hinter der Donau beginnt ja schon bald die Packeis-Grenze...Schnellwegduck(darf man das in diesem Thread überhaupt schreiben?)Grüße Leines

[Josef Eckert]

Woran liegt es wohl, dass Baden-Württembergisch noch nicht als Standard-Hochdeutsch-Sprache übernommen wurde. Eigentlich nur daran, dass wir aus em Ländle uns nicht auf eine Sprache einigen können. Es gibt halt in jedem Nescht ä andre Dialäkt. Wir überlassen gerne anderen, wie den berlinischen Hauptstädtlern, damit zu prahlen, dass sie die Elite Deutschlands sind. Im stillen arbeiten wir aber an diversen Zielen. Denn was die Autoindustrie anbelangt haben wir eigentlich schon fast die ganze deutsche Elite im Sack. VW kriegen wir auch noch ganz und an den Bayerischen Motorwerken sind wir dran. Ich muß zugeben die rheinische Hochkultur um Köln/Bonn ist noch eine harte Nuss. Selbst durch Einheirat ist die Mision hier bis jetzt nur halbwegs im Plan und das nur überwiegend rechtsrheinisch. Das liegt vielleicht daran, dass die Kultur hier, mal von der Sprache abgesehen (die und meine Frau werde ich wohl nie verstehen), der im Ländle sehr ähnlich ist. Man lebt nicht nur, man genießt es auch. GrussJosef

[arondeman]

Zitat Mario:Einspruch! Nicht das Schluß-, sondern das lange "S" ist mit dem "z" verbunden.Viele Grüße,Mariopraktizierender Sütterlin-Schreiber Das ist das Problem, Mario:Die meisten wissen doch heute - weder bei Sütterlin noch bei Fraktur - um den Unterschied zwischen einem "langen" s und einem "Schluss-s"."Schluss" müsste dann beispielsweise in Fraktur am Wortende erst mit einem "langen s" und dann mit einem "Schluss-s" geschrieben werden. Nur wenn dann heutzutage irgendwelche Gehirnakrobaten Fraktur für irgendwelche "auf alt getrimmten" Schriften, z.B. auf Werbebeschriftungen oder an Hauswänden, zusammentüfteln, setzen sie munter das "lange s" ans WORTENDE! Wahrscheinlich nur weil es "anders" und "so schön alt" aussieht. Egal wie falsch das ist, diese halbgebildeten Fuzzis stört's ja nicht - und die breite Masse merkt es erst recht nicht uns sagt stattdessen noch "oh" und "ah", wenn sie es sieht. Meine Mutter (Jg. 23 und gelernte und studierte Grafikerin) kriegt jedesmal beinahe Zustände, wenn sie sowas sieht ... GrüßeS. Beitrag geändert:20.06.07 10:25:37

[Sierra]

Mario und Stephan, Ihr habt natürlich recht. Es ist das lange s. Mein Vater schrieb eine Mischung aus Sütterlin und Latein. War sehr abenteuerlich. Es ist wirklich grauslig, die meisten (freien) Fonts kommen wohl aus dem englischen Sprachraum. Es fehlen bei den Frakturschriftarten fast immer das lange s und die Umlaute. Und ohne die geht's gar nicht. Der thread, ups, Faden, nimmt wirklich eine interessante Wendung. Ist doch egal, wie heiß es grade ist. Don Mario, Sütterlin hat der Duce wohl bei Euch eingeführt? GrußMichael

[citroeni]

also mein Vater sucht immer nach den ersten Zwiebeltürmen sobald er auf die rechte Rheinseite fährt

[Mario]

Zitat:Original erstellt von Sierra am/um 20.06.07 10:49:39Don Mario, Sütterlin hat der Duce wohl bei Euch eingeführt? Nö, der Duce war Analphabet Viele Grüße,Mario