Trabant kommt wieder

Nachtschwärmer · Beitrag von **Nachtschwärmer** » Di 6. Okt 2009, 21:51

Hallo, die ganze Diskussion driftet doch ab, oder?Was können die Autos dafür, in welches System hinein sie entwickelt und gebaut wurden? Nichts!Der Trabant war, als er herauskam ein Kind seiner Zeit, wie z.B. auch der Lloyd damals. Nicht besser und auch nicht schlechter. Im Westen fand dann sukzessive eine Weiterentwicklung der Autos statt, die im Osten so nicht möglich war und so verkaufte man den Trabant bis zur sog. Wende, als er längst technisch und formal total veraltet war. Und er verkaufte sich in der DDR nur deshalb, weil es nichts anderes gab. Kein Mensch hat Mitte/Ende der Achtziger Jahre einen Trabi aus Überzeugung gekauft und sich auf 10 Jahre und mehr Wartezeit auf die Kiste eingestellt, weil das so ein tolles Auto war, sondern nur, weil (außer dem Wartburg) nichts anderes überhaupt erreicht werden konnte. Will wirklich jemand aus Nostalgiegründen an diese Scheiß-Zeiten in einer Scheiß-Diktatur erinnert werden? Wenn ja, dann viel Spaß dabei!Gruß Joachim

RA-Wilke · Beitrag von **RA-Wilke** » Mi 7. Okt 2009, 10:55

Natürlich nicht, aber viele Menschen - hauptsächlich aus den neuen Bundesländern - möchten an die positiven Nebenaspekte der DDR-Zeit erinnert werden und dazu gehört vor allem das Zusammengehörigkeitsgefühl und das hohe Maß an Hilfsbereitschaft. Hieran werden sie durch den Trabi erinnert. So sagten es mir als Wessi zumindest unabhängig voneinander viele Ex-DDR-Bewohner.

Beitrag von **oldsbastel** » Mi 7. Okt 2009, 13:08

Zitat:Original erstellt von RA-Wilke am/um 07.10.09 10:55:59Natürlich nicht, aber viele Menschen - hauptsächlich aus den neuen Bundesländern - möchten an die positiven Nebenaspekte der DDR-Zeit erinnert werden ....Meinst du den NATO-Doppelbeschluss?

oldierolli · Beitrag von **oldierolli** » Mi 7. Okt 2009, 13:21

Hallo, aber "Individualisten" wurden gnadenlos gemobbt; den Ausdruck gab es ja nicht in der DDR. Und Kollegen/Nachbarn wussten mehr über einen als man selbst. In Berlin hat man die Ost/West - Geschichten hautnah mitbekommen. DIESES alles würde jedoch hier zu 100 Beiträgen führen... Aber Technik und Ideologie sollte man durchaus trennen. Gruß. Rolf

RA-Wilke · Beitrag von **RA-Wilke** » Mi 7. Okt 2009, 13:54

Zitat:Original erstellt von oldsbastel am/um 07.10.09 13:08:38Zitat:Original erstellt von RA-Wilke am/um 07.10.09 10:55:59Natürlich nicht, aber viele Menschen - hauptsächlich aus den neuen Bundesländern - möchten an die positiven Nebenaspekte der DDR-Zeit erinnert werden ....Meinst du den NATO-Doppelbeschluss?ICH würde daran sofort denken, meinen Gesprächspartnern ging es aber um den "zwischenmenschlichen" Bereich und nur um den, mit Verklärung der "guten alten Zeit" hatte das nichts zu tun.

Sierra · Beitrag von **Sierra** » Mi 7. Okt 2009, 14:50

Was ist es denn, wenn nicht Verklärung, wenn sie schon vergessen haben, daß die halbe Verwandtschaft und sowieso alle Vorgesetzten einen Zweitnamen führten, der mit dem Kürzel "IM" begann ...Zusammenhalt hätte ich jetzt irgendwie anders verstanden.Die Trennung von Technik und System halte ich hier für nicht geboten, da das System die Entwicklung der Technik vorschrieb bzw. begrenzte.GrußMichael

FREDDY · Beitrag von **FREDDY** » Mi 7. Okt 2009, 15:51

Eben. Das Problem war ja nicht, dass man keine Weiterentwicklungen gemacht hätte. Die gab es am laufenden Band, "Kontinuität auf Weisung" hieß das. Das bedeutete im Klartext, dass die Entwicklungsabteilung am laufenden Band gezeichnet, gebaut und erprobt hat, um es anschließend im Reißwolf und der Schrottpresse verschwinden zu lassen. Dazu kamen dann noch sog. "Staatsplanthemen", also Entwicklungsaufträge von oben, die aber auch nie realisiert wurden. Dass der Trabi 1991 noch so aussah wie er aussah, ist also sicher dem Staat und seinem System, nicht dem Objekt zu schulden. Die Frage ist nur, wie man das heute wertet, zumal wenn man das Design eines Retroautos daran angleicht. Ich denke, die wenigsten sehen im Trabi ein Symbol für ein totalitäres Regime. Das tut eher der Klassenfeind aus dem NSW Gruß,Freddy

RA-Wilke · Beitrag von **RA-Wilke** » Mi 7. Okt 2009, 16:17

Im Zwickauer August Horch Museum gibt es übrigens eine interessante Führung zum Thema "nie realisierte Trabant-Ideen", geleitet von einem Ex IFA-Mitarbeiter. Gut!

FREDDY · Beitrag von **FREDDY** » Mi 7. Okt 2009, 19:08

Wie es der Zufall will, bin ich gerade gestern dort gewesen

Nachtschwärmer · Beitrag von **Nachtschwärmer** » Do 8. Okt 2009, 00:39

Hallo, das Ding sieht aus wie ein Klon aus Renault 5 und Austin Metro. Es ist so hausbacken-fad, dass es auf dem Weltmarkt wohl Null Chancen gehabt hätte; aber genau das hätte die klamme DDR-Wirtschaft gebraucht. Insofern ist das Nein des Politbüros durchaus nachvollziehbar. Gruß Joachim